Margaret Carroux: Unterschied zwischen den Versionen

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|Text=Ich hatte übrigens noch das Vergnügen, die erste Übersetzerin Margaret Carroux vom "Herrn der Ringe" persönlich kennen zu lernen. Die literarischen Übersetzer treffen sich ein Mal im Jahr und da hat sie immer wieder aus ihrer Arbeit am "Herrn der Ringe" erzählt. Aber die anderen nahmen sie gar nicht ernst, sondern haben sie immer ausgelacht und gesagt: "Du mit Deinen Zwergen." Es freute mich für sie dann sehr, dass spätestens die Verfilmungen doch erwiesen haben, dass es sich beim "Herrn der Ringe" ganz klar um Weltliteratur handelt.
|Text=Ich hatte übrigens noch das Vergnügen, die erste Übersetzerin Margaret Carroux vom „Herrn der Ringe“ persönlich kennen zu lernen. Die literarischen Übersetzer treffen sich ein Mal im Jahr und da hat sie immer wieder aus ihrer Arbeit am „Herrn der Ringe“ erzählt. Aber die anderen nahmen sie gar nicht ernst, sondern haben sie immer ausgelacht und gesagt: „Du mit Deinen Zwergen.Es freute mich für sie dann sehr, dass spätestens die Verfilmungen doch erwiesen haben, dass es sich beim „Herrn der Ringe“ ganz klar um Weltliteratur handelt.
|Autor=Denis Scheck im Interview mit Johannes Hauser
|Autor=Denis Scheck im Interview mit Johannes Hauser
|Quelle=[http://www.donaukurier.de/nachrichten/kultur/Eine-Insel-im-Ozean-des-Trivialen;art598,2011705 ''Eine Insel im Ozean des Trivialen''. donaukurier.de (29.01.2009).]}}
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Version vom 6. Januar 2011, 15:42 Uhr

Margaret Carroux geborene Bister, geboren am 31. Mai 1912 in Berlin, gestorben am 22. Juli 1991 in Frankfurt am Main [1], war eine Übersetzerin, die zahlreiche Bücher aus dem Englischen und Französischen ins Deutsche übertrug, teilweise unter den Pseudonymen Emmi Heimann und Martin Boor [2]. Ihre bekannteste Übersetzung ist die des Herrn der Ringe von J. R. R. Tolkien, die in drei Teilen 1969 und 1970 erschien. Daneben übersetzte Carroux unter anderem Werke von Edna O'Brien, Chaim Potok, Françoise Sagan und der Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer [3].

Carroux und Tolkien

Im September 1967 nahm Margaret Carroux anlässlich ihrer Übersetzung des Herrn der Ringe über den Verleger Rayner Unwin Kontakt zu Tolkien auf [4]. Sie schickte Tolkien ihren Entwurf einer Übersetzung seines Textes Leaf by Niggle zu und bat ihn, anhand dieser Arbeit ihre Fähigkeiten als Übersetzerin seiner Werke zu beurteilen. Außerdem fragte sie nach einem Treffen mit Tolkien. Aufgrund einer Erkrankung war Tolkien jedoch zunächst nicht in der Lage, sich mit den Gesuchen zu beschäftigen.

Als es Tolkien wieder etwas besser ging, vereinbarte man ein Treffen. Anfang Dezember sandte Carroux die ersten etwa einhundert Seiten ihrer Übertragung des Herrn der Ringe an Tolkien. Carroux besuchte Tolkien schließlich am 13. Dezember 1967 in Oxford.

Nach ihrer Begegnung korrespondierten die beiden wegen Problemen, die Carroux mit der Übersetzung hatte, insbesondere mit den Gedichten. Carroux schickte ihm Entwürfe, Tolkien lobte und ermunterte sie: „Ich hätte mir sicher nicht so viel Mühe mit Ihren Entwürfen gemacht, wenn ich nicht gespürt hätte, dass Sie die nötige Sympathie und das erforderliche Verständnis haben, und nur ein bisschen Hilfe und etwas Ermutigung benötigen, um diese sehr schwierige Arbeit durchzuhalten.“ [5]

Im selben Brief äußerte Tolkien Bedenken, mit der Übertragung der Gedichte einen Lyriker zu beauftragen. Er sehe die Verse als wesentlichen Bestandteil der Geschichte und der Zeichnung der Figuren an, und sei skeptisch, ob ein zweiter Übersetzer für die Gedichte sich intensiv genug mit dem gesamten Text beschäftigen würde. Tolkien bot daher Carroux weitere Hilfe mit den Gedichten an. Man betraute dann aber doch die Dichterin Ebba-Margareta von Freymann mit der Übersetzung der Gedichte im Herrn der Ringe.

Für die Übersetzung des Herrn der Ringe standen Carroux außerdem die von Tolkien verfassten Anmerkungen zur Übertragung vieler der im Buch vorkommenden Namen zur Verfügung, die später unter dem Titel Nomenclature of The Lord of the Rings veröffentlicht wurden.

Im Jahr 1969 erschien schließlich der erste Teil des Herrn der Ringe in der Übersetzung von Margaret Carroux und Ebba-Margareta von Freymann, unter dem Titel Die Gefährten [6]. Im Jahr darauf folgten der zweite und der dritte Teil, Die zwei Türme und Die Rückkehr des Königs. In den nächsten Jahren erschienen verschiedene Ausgaben dieser Übertragung. 1991 veröffentlichte Klett-Cotta eine von Roswith Krege-Mayer überarbeitete Fassung. Im Jahr 2000 erschien dann eine von Wolfgang Krege besorgte neue Übersetzung des Herrn der Ringe. Gleichwohl blieb die Übertragung von Carroux weiter im Programm des Verlags. 2008 veröffentlichte dieser eine überarbeitete Fassung von Carroux’ Übersetzung, in dem unter anderem einige Eigennamen neu übertragen wurden, basierend auf einem korrigierten englischen Text von 2004 [7].

Die von Carroux angefertigte Übersetzung von Leaf by Niggle veröffentlichte Klett-Cotta 1975 unter dem Titel Blatt von Tüftler zusammen mit zwei weiteren Texten Tolkiens im Band Fabelhafte Geschichten. 1982 erschien Blatt von Tüftler erneut, diesmal zusammen mit Tolkiens Aufsatz Über Märchen, in Baum und Blatt.

Margaret Carroux übersetzte außerdem eine Parodie auf den Herrn der Ringe, die unter dem Titel Der Herr der Augenringe 1983 veröffentlicht wurde.

Werke (Auswahl)

Margaret Carroux hat unter anderem die folgenden Werke übersetzt oder mitübersetzt [3]:

  • André Kostolany: Das ist die Börse: Bekenntnisse eines Spekulanten (1961)
  • G. M. Gilbert: Nürnberger Tagebuch (1962)
  • Betty Friedan: Der Weiblichkeitswahn oder Die Mystifizierung der Frau (1966)
  • Robert Poulet: Wider die Jugend (1967)
  • Edna O'Brien: Mädchen im Eheglück (1969)
  • Pauline Réage: Rückkehr nach Roissy (1969)
  • J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe: Die Gefährten (1969)
  • J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe: Die zwei Türme (1970)
  • J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (1970)
  • Edward de Bono: Laterales Denken: Ein Kursus zur Erschliessung Ihrer Kreativitätsreserven (1971)
  • Nikita Chruschtschow: Chruschtschow erinnert sich (1971)
  • Alfred Grosser: Deutschlandbilanz: Geschichte Deutschlands seit 1945 (1971)
  • Arthur Janov: Der Urschrei: ein neuer Weg der Psychotherapie (1973)
  • Chaim Potok: Mein Name ist Ascher Lev (1973)
  • J. R. R. Tolkien: Blatt von Tüftler (in: Fabelhafte Geschichten; 1975)
  • Françoise Sagan: Augen wie Seide: Erzählungen (1977)
  • David Attenborough: Das Leben auf unserer Erde: vom Einzeller zum Menschen (1979)
  • Robert S. Elegant: Die Dynastie: ein Handelshaus in Hongkong (1979)
  • Joan Wyatt: Die Zauberwelt von Mittelerde: visionäre Bilder zu J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ (1980)
  • Michel Déon: Irisches Intermezzo (1981)
  • Nadine Gordimer: July's Leute (1982)
  • H. N. Beard, D. C. Kenney: Dschey Ar Tollkühn: Der Herr der Augenringe (1983)
  • Pauline Gedge: Pharao (1985)
  • Fredrick Hyde-Chambers "Im Jahr des Roten Drachen" (1986)
  • Dorothy Dunnett: Die Farben des Reichtums: der Aufstieg des Hauses Niccolo (1989)

Sonstiges

  • 1973 erhielt Margaret Carroux ein auf 1.000 DM dotiertes Reisestipendium, welches ihr, im Rahmen des Baden-Württemberg-Stipendiums, von dem Freundeskreis zur internationalen Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen e. V. verliehen wurde [8].
  • Ihre damalige Arbeit an der Übersetzung des Der Herr der Ringe hatte für Margaret Carroux offenbar eine langanhaltende Bedeutung. So schildert es zumindest der Literaturkritiker Denis Scheck in einem Interview zur ARD-Sendung Druckfrisch:
Ich hatte übrigens noch das Vergnügen, die erste Übersetzerin Margaret Carroux vom „Herrn der Ringe“ persönlich kennen zu lernen. Die literarischen Übersetzer treffen sich ein Mal im Jahr und da hat sie immer wieder aus ihrer Arbeit am „Herrn der Ringe“ erzählt. Aber die anderen nahmen sie gar nicht ernst, sondern haben sie immer ausgelacht und gesagt: „Du mit Deinen Zwergen.“ Es freute mich für sie dann sehr, dass spätestens die Verfilmungen doch erwiesen haben, dass es sich beim „Herrn der Ringe“ ganz klar um Weltliteratur handelt.

—” Denis Scheck im Interview mit Johannes Hauser: Eine Insel im Ozean des Trivialen. donaukurier.de (29.01.2009).

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Rundschau vom 1. August 1991.
  2. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1988.
  3. 3,0 3,1 Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  4. Quelle für die Informationen über die Zusammenarbeit von Carroux und Tolkien in diesem und den folgenden Abschnitten ist Hammond, Scull: The J. R. R. Tolkien Companion & Guide.
  5. “I should certainly not have taken the trouble that I took with your speci­mens, if I had not felt that you had the sympathy and understanding required, and only needed a little help and some encouragement to per­severe in what is a very difficult task.— Tolkien an Carroux, 29. September 1968. Zitiert nach: Hammond, Scull: The J. R. R. Tolkien Companion & Guide, S. 733. Übersetzung: Ardapedia.
  6. Quelle für die Informationen über die veröffentlichten Werke und Ausgaben in diesem und den folgenden Abschnitten ist der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  7. Servos: Interview.
  8. Siehe unter HISTORIE bei Freundeskreis zur internationalen Förderung von literarischen und wissenschaftlichen Übersetzunge e. V.

Quellen

  • Wayne G. Hammond, Christina Scull: The J. R. R. Tolkien Companion & Guide. Vol. I: Chronology. London: HarperCollins, 2006. [Einträge für] „18. September 1967“, „21. September 1967“, „25. September 1967“, „26. September 1967“, „29. September 1967“, „23. November 1967“, „27. November 1967“, „6. December 1967“, „13. December 1967“, „11. September 1968“, „29. September 1968“.
  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1988. Berlin: Walter de Gruyter.
  • Traueranzeige in der Frankfurter Rundschau vom 1. August 1991, S. 27.