Die Legende von Sigurd und Gudrún: Unterschied zwischen den Versionen

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Englische Originalausgabe
The Legend of Sigurd and Gudrún

von J. R. R. Tolkien;
Christopher Tolkien (Hrsg.);
Bill Sanderson (Ill.)

HarperCollins, Houghton Mifflin Harcourt, Vereinigtes Königreich 2009

ISBN 978-0-00-731723-3

Hardcover, 384 Seiten

Sprache: Englisch

Illustrationen: 7 schwarzweiße Zeichnungen; faksimilierte Manuskriptseite als Frontispiz

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Deutsche Ausgabe
Die Legende von Sigurd und Gudrún

von J. R. R. Tolkien;
Christopher Tolkien (Hrsg.);
Birgit Gitschier (Ill.);
Hans-Ulrich Möhring (Übers.)

Klett-Cotta, Stuttgart 2010

ISBN 978-3-608-93795-4

Hardcover, 559 Seiten

Sprache: Englisch, Deutsch

Die Legende von Sigurd und Gudrún (im Original: The Legend of Sigurd and Gudrún) ist eine während der 1930er Jahre gedichtete Ballade in Stabreimform von J. R. R. Tolkien und wurde als kommentierte und erweiterte Ausgabe am 5. Mai 2009 posthum von dessen Sohn Christopher durch die Verlage HarperCollins und Houghton Mifflin Harcourt erstveröffentlicht; die Veröffentlichung der von Hans-Ulrich Möhring übersetzten deutschen Ausgabe erfolgte anhand einer zweisprachigen Fassung, die die Originalverse neben der deutschen Übersetzung wiedergibt, am 20. August 2010 durch den Verlag Klett-Cotta[1]. Die Ballade ist von der nordischen Mythologie inspiriert und stellt eine Art Neufassung der Geschichte vom Drachentöter Sigurd (der mit der Figur des Siegfried aus dem mittelhochdeutschen Nibelungenlied übereinstimmt) und dem Fall der Niflungen (die den Nibelungen des Nibelungenliedes gleich sind) nach Vorlage der beiden altisländischen Eddas dar; die Stabreimform orientiert sich dabei an der althergebrachten Versdichtung der älteren Lieder-Edda aus dem dreizehnten Jahrhundert[2][3]. Die Ballade umfasst etwas mehr als 500 (insgesamt 505) grundsätzlich achtzeilige Strophen[4] in zwei sogenannten Liedern: der Völsungakviða En Nýja (dem neuen Wölsungenlied; im Original: The New Lay of the Völsungs) und der Guðrúnarkviða En Nýja (dem neuen Gudrúnlied; im Original: The New Lay of Gudrún).

Inhalt

Das Buch enthält ein Vorwort von Christopher Tolkien,[5] sowie eine Einleitung, editiert aus dem Skript einer Vorlesung Tolkiens über die Ältere Edda. Außerdem fügte Christopher Anmerkungen über die Versform und Entstehung der Gedichte hinzu. Zu jedem der beiden Gedichte verfasste er Kommentare, die die Handlung erläutern und auf größere Abweichungen der Gedichte von ihrer Vorlage hinweisen.
In den Anhängen erläutert Christopher kurz die Ursprünge der hier behandelten eddaischen Sagen und gibt noch einige Versfragmente seines Vaters wieder.

Das Kernstück des Buches jedoch sind zwei eng zusammengehörige Gedichte, die in dieser Edition veröffentlicht werden:

Kapitelübersicht
  • Foreword
  • Introduction
    • Introduction to the ‘Elder Edda’ by J.R.R. Tolkien
    • Introductory notes
      • §1 The ‘Prose Edda’ of Snorri Sturluson
      • §2 The Saga of the Völsungs (Völsunga Saga)
      • §3 The text of the poems
      • §4 The spelling of Norse names
      • §5 The verse-form of the poems
      • §6 Notes on the poems by the author
  • Völsungakviða en nýja (‘The New Lay of the Völsungs’)
    • Upphaf (Beginning)
    • I Andvara-gull (Andvari’s gold)
    • II Signý
    • III Dauði Sinfjötla (The Death of Sinfjötli)
    • IV FÅ“ddr Sigurðr (Sigurd born)
    • V Regin
    • VI Brynhildr
    • VII Guðrún
    • VIII Svikin Brynhildr (Brynhild Betrayed)
    • IX Deild (Strife)
  • Commentary on Völsungakviða en nýja
    • Upphaf (Beginning)
    • I Andvara-gull (Andvari’s gold)
    • II Signý
    • III Dauði Sinfjötla (The Death of Sinfjötli)
    • IV FÅ“ddr Sigurðr (Sigurd born)
    • V Regin
    • VI Brynhildr
    • VII Guðrún
    • VIII Svikin Brynhildr (Brynhild Betrayed)
    • IX Deild (Strife)
    • Note on Brynhild
    • Earlier Workings of Völsungakviða en nýja
  • Guðrúnarkviða en nýja (‘The New Lay of Gudrún’)
  • Commentary on Guðrúnarkviða en nýja
  • Appendices
    • Appendix A A Short Account of the
      Origins of the Legend
      • §I Attila and Gundahari
      • §II Sigmund, Sigurd and the Nibelungs
    • Appendix B The Prophecy of the Sibyl
    • Appendix C Fragments of a Heroic Poem
      of Attila in Old English

The New Lay of the Völsungs

Völsungakviða en nýja – eða Sigurðarkviða en mesta, „Das Neue Lied der Völsungen – das Längste Lied von Sigurd“, erzählt die Geschichte des Geschlechts der Völsungen.

Das Gedicht beginnt mit einem Schöpfungsbericht, in dem eine Seherin verkündet, dass nur der „Auserwählte der Welt“ beim Ragnarök die Welt retten können wird.

Loki, der mit Ódin durch die Welt wandert, tötet einen Otter und zieht ihm das Fell ab. Als die Götter später bei dem Dämon Hreidmar um Unterkunft bitten, erkennt dieser das Fell als das seines Sohnes Otr, der Ottergestalt annehmen konnte. Hreidmar, mit Hilfe seiner Söhne Regin und Fáfnir, schlägt die Götter in Ketten und verlangt Wergeld für seinen Sohn Otr: so viel Gold, dass es das Fell füllt und vollständig bedeckt. Loki erpresst das Gold von dem Zwerg Andvari, das Wergeld wird gezahlt und die Götter freigelassen.

König Völsung, ein Nachkomme Ódins, zeugt die Zwillinge Sigmund und Signý. Signý wird gegen ihren Willen mit Siggeir, dem König von Gautland, verheiratet. Nach der Hochzeit reisen Völsung und seine Söhne zu einem Fest nach Gautland, doch sie werden von Siggeirs Kriegern hinterhältig angegriffen. Völsung wird getötet und seine Söhne gefangen genommen. Doch Signý sorgt dafür, dass Sigmund als Einziger überlebt und entkommen kann. Sie schläft mit ihrem Bruder und bekommt einen Sohn von ihm, Sinfjötli, der von seinem Vater erzogen wird. Später rächen Sigmund und Sinfjötli sich, töten Siggeir und setzen seine Halle in Brand. Doch Signý entscheidet sich, ebenfalls in den Flammen umzukommen. Sigmund und Sinfjötli kehren heim, doch Sigmund nimmt sich eine Frau, die Sinfjötli hasst und ihn mit Gift tötet.

Als alter Mann nimmt Sigmund Sigrlinn zur Frau. Doch die Freier, die erfolglos um Sigrlinn geworben haben, greifen Sigmund an. Ódin erscheint in der Schlacht und zerbricht Sigmunds Schwert (das er von Ódin erhalten hatte), der daraufhin getötet wird. Sigrlinn wird von dem Sieger zur Frau genommen und gebiert Sigurd, Sigmunds Sohn. Sigurd wird von Regin, Hreidmars Sohn, aufgezogen.

Regin drängt Sigurd dazu, seinen Bruder, den Drachen Fáfnir (ebenfalls ein Gestaltwandler), zu töten. Er berichtet, dass Fáfnir seinen Vater getötet und Andvaris Schatz für sich allein behalten habe. Aus den Bruchstücken von Sigmunds Schwert schmiedet Regin für Sigurd das Schwert Gram; von Ódin bekommt Sigurd das Pferd Grani. Regin zeigt Sigurd den Weg zu Fáfnirs Höhle, und Sigurd tötet den Drachen. Nach Fáfnirs Tod beschuldigt Regin Sigurd des Brudermordes. Sigurd bemerkt, dass Regin ihn hinterrücks ermorden will, doch er schafft es ihn zu töten. Er lädt Grani Andvaris Schatz auf, setzt sich Fáfnirs Helm auf und reitet davon.

Auf dem Weg bemerkt Sigurd ein übernatürliches Feuer auf dem Gipfel eines Berges. Grani springt durch das Feuer, dahinter findet Sigurd einen Krieger in übernatürlichem Schlaf. Er nimmt ihm den Helm ab und entdeckt, dass es sich um eine Frau handelt; er schneidet ihr das Kettenhemd auf, und die Kriegerin erwacht. Sie ist die Walküre Brynhild, die geschworen hat, nur den „Auserwählten der Welt“, den Drachentöter, zu heiraten. Sigurd gibt sich als der Drachentöter zu erkennen, und sie verloben sich. Doch Brynhild kehrt in ihr eigenes Reich zurück, und erwartet von Sigurd, dass er die Königswürde und ein Königreich erlangt, bevor sie heiraten.

Sigurd kommt nach Borgund, an den Hof König Gjúkis. Er zieht mit den Söhnen des Königs, Gunnar und Högni, in die Schlacht, wo er Siege erringt, Ruhm erwirbt und das Königreich seines Vaters zurückerobert. Grímhild, Gjúkis Frau, will Sigurd mit ihrer Tochter Gudrún verheiraten. Daher gibt sie Sigurd einen Zaubertrank, der ihn Brynhild vergessen lässt. Er verliebt sich in Gudrún, heiratet sie und schwört mit ihren Brüdern Treueeide.

Brynhild wird von zahlreichen Freiern umworben, da ihre Schönheit weithin berühmt ist, doch sie tötet ihre Freier. Ódin verpflichtet sie zu heiraten. Daraufhin umgibt sie ihre Burg mit übernatürlichem Feuer und macht es zur Bedingung, dass, wer sie heiraten will, das Feuer durchreiten muss.
Grímhild erfährt von Brynhild und beschließt, dass Gunnar sie zur Frau nehmen soll. Sie schickt ihn zusammen mit Sigurd auf den Weg. Da Gunnar das Feuer nicht durchreiten kann, trinkt Sigurd einen Zaubertrank Grímhilds, der ihn wie Gunnar aussehen lässt. Er durchreitet das Feuer auf Grani und gibt sich Brynhild gegenüber als Gunnar aus. Sie legen sich schlafen, doch Sigurd legt Gram nackt zwischen sie. Am Morgen nimmt er Brynhild im Schlaf den Verlobungsring ab, den er ihr zuvor gegeben hatte. Später kommt Brynhild nach Borgund und heiratet Gunnar. Dort entdeckt sie, dass Sigurd ihre Verlobung gebrochen hat; als Sigurd Brynhild sieht, fällt der Zauber des Vergessens von ihm ab und er erinnert sich an seine Verlobung mit ihr.

Brynhild provoziert Gudrún damit, dass ihr Mann königlicher sei, da er ihr übernatürliches Feuer bezwungen habe. Gudrún verhöhnt sie und zeigt ihr, dass sie Brynhilds Ring trägt. So erfährt Brynhild, dass sie betrogen wurde. Sie will sich rächen und behauptet daher Gunnar gegenüber, Sigurd habe mit ihr geschlafen. Gunnar bringt daher seinen Halbbruder Gotthorm dazu, Sigurd zu töten. Nachdem Sigurd tot ist, bringt auch Brynhild sich um. Sie und Sigurd werden Seite an Seite verbrannt.

The New Lay of Gudrún

Guðrúnarkviða en nýja – eða Dráp Niflunga, „Das Neue Lied von Gudrún – die Erschlagung der Niflungen“, erzählt vom Untergang der Niflungen nach Sigurds Tod.

Im Osten gewinnen die Hunnen unter ihrem König Atli an Macht und drohen, eine Gefahr für das Königreich Borgund zu werden. Daher beschließen Grímhild und ihre Söhne, dass Gudrún Atli heiraten soll. Grímhild zwingt Gudrún, in die Heirat einzuwilligen.

Atli hat von Andvaris Schatz, den die Niflungen von Sigurd geerbt haben, erfahren. Nach der Hochzeit wächst seine Gier nach dem Gold, daher beschließt er, Gunnar und Högni in einen Hinterhalt zu locken. Er lädt sie zu einem Fest in seine Burg ein.

Gunnar und Högni reisen zum Hof Atlis, den sie verteidigungsbereit vorfinden. Sie erstürmen die Burg mit ihren wenigen Kriegern. Die Goten an Atlis Hof schließen sich den Niflungen an, und gemeinsam erobern sie die Burg. Doch als Gunnar und Högni Atli in ihrer Gewalt haben, bittet Gudrún sie, ihren Ehemann freizulassen. Sie entsprechen ihrer Bitte, obwohl sie um die Folgen wissen.

Atli hebt im ganzen Land Truppen aus und belagert seine eigene besetzte Burg, doch die Niflungen und Goten verteidigen sich noch fünf Tage lang. Dann setzt Atli die Burg in Brand und räuchert seine Feinde aus. Gunnar und Högni werden lebend gefangen genommen.

Gudrún bittet Atli um ihrer gemeinsamen Söhne Erp und Eitill Willen um das Leben ihrer Brüder. Atli will den Schatz der Niflungen als Lösegeld. Gunnar besteht darauf, dass erst Högni getötet werden muss, da der die Hälfte des Schatzes besitzt, das Gold aber niemals aufgeben würde. Atli lässt Högni töten. Nun kennt Gunnar als Einziger den Aufbewahrungsort des Schatzes, doch er weigert sich, ihn an Atli zu verraten. Atli lässt ihn in eine Schlangengrube werfen, wo er stirbt.

Gudrún tötet ihre beiden Söhne, um sich an Atli für den Mord an ihren Brüdern zu rächen. Anschließend ersticht sie ihren Mann im Schlaf. Zuletzt wandert Gudrún allein zur Meeresküste und wirft sich ins Wasser, doch sie wird wieder an Land gespült. Dort beklagt sie die Schicksalsschläge, die sie trafen. Anschließend stürzt sie sich noch einmal ins Meer und ertrinkt.

Werkgeschichte

Laut dem Verlag verfasste Tolkien die Gedichte im Lauf der 1920er und 30er Jahre.

Als Vorlage dienten Tolkien die Sigurd-Gedichte der Älteren Edda, deren Manuskript leider nicht vollständig ist. Daher muss Tolkien auf die Völsungen-Saga zurückgegriffen haben, die eine Prosa-Wiedergabe einiger Gedichte der Edda ist.

Ausgaben

Neben der Standard-Hardcoverausgabe, die Illustrationen enthält, erschienen noch zwei Liebhaberausgaben der Legend of Sigurd and Gudrún:

  • Exclusive Deluxe Edition: limitiert auf 500 Exemplare, signiert von Christopher Tolkien, enthält eine faksimilierte Seite aus Tolkiens Manuskript, handgebunden in Ziegenleder, mit goldenem Seitenschnitt, in mit Veloursleder ausgeschlagener Aufbewahrungsbox (ISBN 000731972X)
  • Deluxe collector’s edition: enthält eine faksimilierte Seite aus Tolkiens Manuskript, Hardcover mit Goldprägung, im Schuber (ISBN 0007317255)

Außerdem wurde The Legend of Sigurd and Gudrún von Brian Cox als Hörbuch eingelesen (ISBN 0007318820).

Illustrationen

Die Illustrationen (von Bill Sanderson)[6] sowie das Umschlagfoto haben die Schnitzereien auf dem Türrahmen des ehemaligen Westportals der Stabkirche von Hylestad (im südlichen Norwegen) zur Grundlage. Die Schnitzereien zeigen Szenen aus der Sage von Sigurd. Heute werden die Türpfosten in der Universitetets Oldsaksamling in Oslo aufbewahrt.[7]

Das Umschlagfoto zeigt Grani (Sigurds Pferd) mit Fáfnirs Schatz auf dem Rücken. Die Illustrationen im Innern des Buches, zu Beginn jeden Kapitels, zeigen (in der Reihenfolge, in der sie im Buch erscheinen):

  • Regin beim Schmieden des Schwertes für Sigurd
  • Regin stellt ein Schwert auf die Probe
  • Sigurd tötet Fáfnir
  • Sigurd probiert von Fáfnirs Blut
  • Gunnar spielt in der Schlangengrube (mit den Füßen) Harfe
  • Grani mit der Schatztruhe auf dem Rücken
  • Sigurd tötet Regin

Die letzten drei Motive sind auf dem Türrahmen umgekehrt angeordnet, folgen dort also der Reihenfolge der Geschichte.

Deutsche Übersetzung

Klett-Cotta kündigte am 22. Februar 2010 eine deutsche Übersetzung an, die am 20. August 2010 unter dem Titel Die Legende von Sigurd und Gudrún erscheinen soll. Die Gedichte sollen von Hans-Ulrich Möhring unter Beibehaltung der Versform ins Deutsche übertragen werden; gleichzeitig soll die Ausgabe auch den englischen Originaltext enthalten.

Rezensionen

Anmerkungen und Verweise

  1. Die Legende von Sigurd und Gudrún in der Datenbank der Deutschen Nationalbibliothek
  2. The Bookseller: New Tolkien for HarperCollins, zuletzt abgerufen am 1. Juni 2009 - der Link ist nicht mehr abrufbar.
  3. Briefe von J. R. R. Tolkien; Brief 295 vom 29. März 1967
  4. Ein Bericht auf readings.com.au
  5. Das Vorwort wurde im Internet auszugsweise vorab veröffentlicht: Christopher Tolkien’s Foreword to ‘Sigurd and Gudrún’!
  6. www.billsandersonart.com
  7. Stabkirche (deutsche Wikipedia)

Weblinks