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Aktuelle Version vom 18. Januar 2009, 10:10 Uhr
Mythologie ist die systematische Auseinandersetzung mit den Mythen, sei dies in literarischer, wissenschaftlicher, mystischer oder religiöser Form. Mythologie ist somit mehr als nur die Gesamtheit der Mythen eines Volkes, einer Region oder einer sozialen Gruppe.
Mythologie begründet. Sie antwortet eigentlich nicht auf die Frage: Warum? Sondern darauf: Woher? ... Mythologie gibt eigentlich nicht Ursachen an ..., eher Urstoffe oder Urzustände, die nie veralten, nie überwunden werden sondern alles immer aus sich hervorgehen lassen. Ähnlich sind die Begebenheiten der Mythologie. Sie bilden den Grund der Welt, da alles auf ihnen beruht. Sie sind die „Ursprünge“, auf die alles Einzelne auch für sich besonders zurückgreift und sich unmittelbar aus ihnen schöpft, während sie unveraltet, unerschöpflich, unüberwindlich bleiben: in einer zeitlosen Urzeit, einer Vergangenheit, die sich durch ihr Widererstehen in ewigen Wiederholungen als unvergänglich zeigt.
Die Mythologie erzählt wie das abgehackte Haupt Mimers auch noch in ihrer Todeszeit, auch noch in der Ferne weiter. In ihrer Lebenszeit, bei dem Volke, bei dem sie heimisch war, wurde sie nicht nur mitgesungen wie ein Art Lied, Sie wurde gelebt. Obwohl stofflich, war sie für jenes Volk, ihren Träger, Ausdrucks-, Denk- und Lebensweise. Man sprach mit Recht vom „sagenhaften Leben“ des Menschen mythologischer Zeitalter, und mit Recht veranschaulichte man dies mit Bildern, die mit nichts besseren zu ersetzen sind. Der antike Mensch trete, ehe er etwas tue, einen Schritt zurück. Er suche in der Vergangenheit ein Vorbild, in das er wie in einen Taucheranzug schlüpfe, um sich so, zugleich geschützt und entstellt, in die anstehnende Aufgabe hineinzustürzen. Sein Leben fand auf diese Weise seinen eigenen Ausdruck und Sinn. Die Mythologie seines Volkes war für ihn nicht nur überzeugend, das heißt sinnvoll, sondern erklärend, das heißt sinngebend.
Der Mythos in einer Gesellschaft, das heißt in seiner lebendigen ursprünglichen Form, ist keine bloß erzählte Geschichte, sondern eine gelebte Wirklichkeit. Er ist nicht von der Art einer Erfindung, welche wir heute in unseren Romanen lesen, sondern lebendige Wirklichkeit, von der geglaubt wird, sie sei in Urzeiten geschehen, und sie beeinflusse die Welt und ihre Schicksale der Menschen seitdem fortwährend. Diese Geschichten werden nicht durch eitle Neugier im Leben erhalten, nicht als erfundene, aber auch nicht als wahre Erzählungen. Sondern sie sind für die Eingeborenen die Aussage einer ursprünglichen, größeren wichtigeren Wirklichkeit, durch die das gegenwärtige Leben, Schicksal und Wirken der Menschheit bestimmt ist und deren Kenntnis den Menschen seinerseits mit Motiven zu rituellen und sittlichen Handlungen, andererseits mit Anweisungen zu ihrer Ausführung versieht.
Der Mythos ist keine Erklärung zur Befriedigung einer Wissenschaftlichen Neugier, sondern das Wiedererstehen einer urzeitlichen Wirklichkeit in erzählender Form. Mythen erklären nie, in keinem Sinne, sie statuieren immer einen Präzedenzfall als Ideal und Gewähr für die Fortsetzung. Ätiologischer Mythos ist eine nichtexistierende Klasse von Erzählungen, entsprechend einem nichtexistenten „Wunsch zu erklären“.
(frei in Anlehnung an Karl Kerényi und Bronislaw Malinowski)
Die Mythologie spiegelt sich in der Gesamtheit der Sagen und Mythen einer Kultur oder eines Volkes wieder.
Literatur
- Der psychologische Mythos. Kurt Derungs, Edition Amalia, 1996, ISBN 3952076465
- Die Enzyklopädie der Mythologie. Klassisch, keltisch, nordisch. Arthur Cotterell, EditionXXL, ISBN 3897363003
- Lexikon der abendländischen Mythologie Otto Holzapfel, Herder Spektrum, ISBN 3451055007
- Carl Gustav Jung und Karl Kerényi: "Einführung in das Wesen der Mythologie", Walter-Verlag 1999, ISBN 3-530-40061-0
- Karl Kerényi: "Die Mythologie der Griechen - Die Götter- und Menschheitsgeschichten", dtv, ISBN 3-423-30030-2
- Michael Grant und John Hazel: "Lexikon der antiken Mythen und Gestalten", dtv, ISBN 3-423-32508-9
- Robert von Ranke-Graves: "Griechische Mythologie - Quellen und Deutung", rororo, ISBN 3-499-55404-6
- Robert von Ranke-Graves: "Die Weiße Göttin - Sprache des Mythos", rororo, ISBN 3-499-55416-X
- Roland Barthes: "Mythen des Alltags." edition suhrkamp, 1964, ISBN 3-518-10092-0
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