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Version vom 25. Januar 2021, 16:39 Uhr
Tom Bombadil, auch Iarwain Ben-adar genannt, ist im Legendarium eine mysteriöse Gestalt unbekannter Art und Herkunft.
Beschreibung
Er wird beschrieben als etwas größer und dicklicher als ein Hobbit, aber nicht groß genug, um ein Mensch zu sein. Er trug einen alten, schäbigen Hut mit einem hohen Hutkopf und einer langen blauen Feder, einen blauen Mantel, dazu einen grünen Gürtel, lederne Hosen und hohe, gelbe Stiefel. Sein Gesicht war „rot wie ein reifer Apfel, aber zerknittert von hundert Lachfalten“, er hatte blaue Augen und einen langen braunen Bart. Blau wird als seine Lieblingsfarbe genannt. Er kam hin und wieder nach Bockland oder in das Ostviertel des Auenlandes, wo er Freunde, wie etwa den Bauern Maggot, besuchte.
Im Herrn der Ringe rettete er Merry und Pippin aus den Fängen des Alten Weidenmanns und lud die Hobbits in sein Haus am Ufer der Weidenwinde ein. Dort wurden sie fürstlich bewirtet und gut vorbereitet auf ihre weitere Reise geschickt. Wenig später, als die Grabunholde in den Hügelgräberhöhen das Leben der Hobbits bedrohten, rettete Tom Bombadil sie ein zweites Mal und begleitete sie bis zur Großen Oststraße. Er besaß ein Pony namens Dickes Plumpel.
Namen
Sich selbst nannte Bombadil „Ältester“. Der Name Tom Bombadil wurde ihm von den Hobbits von Bockland gegeben, während er bei Gandalf und den Elben aus Bruchtal als Iarwain Ben-adar, der Älteste und Vaterlose, bei den Menschen als Orald, der Uralte, und bei den Zwergen als Forn, der aus ferner Vergangenheit stammende, bekannt war.
Hintergrund
Tom Bombadil ist eine der geheimnisvollsten Figuren in J. R. R. Tolkiens literarischem Werk.
Oft wird darüber gesprochen, wer er war und woher er kam. Goldbeere, seine Gattin, Tochter der Wasserfrau der Weidenwinde, beschrieb ihn als den Meister von Wald, Wasser und Berg. Er schien sich nicht sehr für die Ereignisse im Dritten Zeitalter zu interessieren. Auch als er den Ring auf seinen Finger setzte, blieb er sichtbar und gab ihn Frodo unbeeindruckt zurück.
Er scheint älter als jeder andere auf der Welt zu sein, was vor allem durch seine eigenen Worte deutlich wird:
„ | Der Älteste bin ich. Merkt euch meine Worte, liebe Freunde: Tom war hier vor dem Fluß und vor den Blumen; Tom erinnert sich an den ersten Regentropfen und die erste Eichel. [...] Als die Elben nach Westen zogen, war Tom schon hier, ehe die Meere bezwungen wurden. Er kannte das Dunkel unter den Sternen, als es noch ohne Schrecken war - ehe der Dunkle Herrscher von Außen kam. | “ |
—” J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Erstes Buch, Siebtes Kapitel: In Tom Bombadils Haus. |
Beim Rat Elronds wurde darüber diskutiert, ob er nicht den Ring an sich nehmen sollte. Gandalf jedoch erwiderte, dass er die Notwendigkeit nicht einsehen und ihn höchstwahrscheinlich wegwerfen würde.
Diese Aussagen lassen immer wieder Diskussionen aufkommen, wer oder was Tom Bombadil wirklich ist. Ist er ein Vala? Ein Maia? Hin und wieder lässt sich die Vermutung finden, Bombadil sei Ilúvatar, der Schöpfergott selbst. Sein Erfinder, J. R. R. Tolkien, hat dies aber mehrmals bestritten. Eine konkrete Antwort auf die Frage nach Bombadils Wesen und Herkunft innerhalb der mittelirdischen Kosmologie gibt es aber nicht und wird es wohl auch nie geben. Tolkien sagt in einem Brief über Tom Bombadil:
„ | Ein paar Rätsel muss es immer geben, sogar in einem mythischen Zeitalter. Tom Bombadil ist eines (absichtsgemäß). | “ |
—” J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter. Brief #144 An Naomi Mitchison (25. April 1954). |
Ziemlich sicher lässt sich allerdings sagen, dass sich in Tom Bombadil und seinem fröhlichen, unbeschwerten, der Pflege der Natur zugeneigten Charakter Tolkiens eigene Liebe zur Natur niederschlug. In der Planungszeit des Herrn der Ringe, der zunächst als Nachfolger des Romans Der kleine Hobbit gedacht war, erklärte Tolkien gegenüber seinen Verlegern, Bombadil repräsentiere den Geist der schwindenden ländlichen Gegend in Oxford und Berkshire. Tolkiens vielleicht aufschlussreichste Bemerkung über Tom Bombadil findet sich in Briefe:
„ | Ich glaube, etwas Bedeutung hat er als »Kommentar« [...] er steht für etwas ein, das ich wichtig finde, obwohl ich nicht bereit wäre, dies genau zu analysieren. [...] So, wie die Geschichte angelegt ist, gibt es eine gute und eine böse Seite, Schönheit gegen gnadenlose Abscheulichkeit, Tyrannei gegen Königtum, maßvolle Freiheit mit Zustimmung gegen einen Zwang, der längst jeden Zweck außer dem bloßen Machtstreben verloren hat, und so weiter; aber beide Seiten, die konservative wie die destruktive, erfordern ein gewisses Maß an Herrschaft. Wenn man aber sozusagen ein »Armutsgelübde« abgelegt hat, auf Herrschaft verzichtet und sich an den Dingen um ihrer selbst willen, ohne Bezug auf uns selbst, erfreut, sie beobachtet, ihnen zusieht und sie bis zu einem gewissen Maß kennt, dann könnte einem die Frage nach dem Recht und Unrecht von Macht und Herrschaft völlig sinnlos werden, und die Machtmittel würden ziemlich wertlos. | “ |
—” J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter. Brief #153 An Peter Hastings (Entwurf) (September 1954). |
Daher war Tolkien zu Folge Goldbeeres einfache Bemerkung „Er ist“ die beste Beschreibung für Tom Bombadil. Er definierte sich weder über einen besonderen Namen noch über Besitz, was man daran sieht, dass Goldbeere auf die Frage Frodos, ob Bombadil das umliegende Land gehörte, antwortete, dass das Land und alles sich selber gehören würde.
Filmtrilogie
Die Passage im Alten Wald, in der die Hobbits auf Bombadil und seine Frau Goldbeere treffen, ist nicht in Peter Jacksons Verfilmung aufgenommen worden.
Zur Freude vieler Fans ist aber in der Special Extended Edition von Die Zwei Türme eine Anspielung auf ihn zu sehen: Merry und Pippin werden in den Wurzeln eines Baumes eingeklemmt und Baumbart befreit sie mit den Worten, die Bombadil im Roman zum Alten Weidenmann sagt: „Iss Erde! Grabe tief! Trink Wasser! Geh schlafen!“
Nach Angaben Peter Jacksons passte der Alte Wald nicht in das dramaturgische Konzept, den Konflikt der Hobbits mit den Nazgûl und das möglichst früh im Film angesiedelte Auftreten Aragorns in Bree in den Vordergrund zu rücken.
Über weitere Gründe gibt es nur Vermutungen. Ansichten, Vorstellungen und Meinungen zur Figur des Tom Bombadil klaffen, wie oben gezeigt, bei der weltweiten Fangemeinde, bei Experten und nicht zuletzt bei Tolkien selbst mitunter weit auseinander. Das in einer Verfilmung dieses eigenartigen Charakters liegende Konfliktpotential wäre bei den Fans wohl größer gewesen als jenes, das die Nicht-Verfilmung schließlich eröffnete.
Sonstiges
Nachdem die Erzählung Roverandom von Kindern begeistert aufgenommen worden war, begann Tolkien weitere amüsante Geschichten zu schreiben. Darunter war auch die Geschichte von Tom Bombadil, die in den Tagen des Königs Bonhedig spielt und deren Hauptfigur dem Leser des Herrn der Ringe sehr vertraut erscheinen dürfte:
„ | Tom Bombadil war der Name eines der ältesten Bewohner des Königreichs; doch er war ein gesunder, munterer Geselle. Vier Fuß hoch war er in seinen Stiefeln und drei Fuß breit. Er trug einen hohen Hut mit einer blauen Feder, seine Jacke war blau, und seine Stiefel waren gelb. | “ |
—” J. R. R. Tolkien: J. R. R. Tolkien: Eine Biographie von Humphrey Carpenter. IV 1925–1949(a):»In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.«, 6 Der Geschichtenerzähler. |
Außer im Herrn der Ringe ist Bombadil in zwei Gedichten namens Die Abenteuer des Tom Bombadil und Tom geht rudern verewigt. Ersteres wurde bereits 1934 im Oxford Magazine veröffentlicht, bevor es in den sechziger Jahren zusammen mit Tom geht rudern und weiteren Gedichten unter dem Titel Die Abenteuer des Tom Bombadil und andere Gedichte aus dem Roten Buch erneut erschien.
Im ersten Gedicht ist die Feder, die an Bombadils Hut steckt, noch eine Schwanenfeder. Tom geht rudern erzählt dann, wie Bombadil zu der blauen Feder eines Eisvogels kommt. Die Notwendigkeit, die Geschichte dieser Veränderung zu erzählen, ergab sich für Tolkien, weil Bombadils Feder im Herrn der Ringe als blau bezeichnet wird.
Name und Gestalt des Tom Bombadil gehen auf eine holländische Puppe, die Tolkiens Sohn Michael gehörte, zurück. Michaels Bruder John konnte die Puppe nicht leiden und versuchte erfolglos, sie im WC hinunterzuspülen. Daraufhin schuf Tolkien die literarische Figur Tom Bombadil.
Quellen
- J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe.
- Erstes Buch,
- Sechstes Kapitel: Der Alte Wald.
- Siebtes Kapitel: In Tom Bombadils Haus.
- Zweites Buch, Zweites Kapitel: Der Rat von Elrond.
- Erstes Buch,
- J. R. R. Tolkien: Die Abenteuer des Tom Bombadil.
- Vorwort.
- Erstes Gedicht: Die Abenteuer des Tom Bombadil.
- Zweites Gedicht: Tom geht rudern.
- J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter.
- Brief #144 An Naomi Mitchison (25. April 1954).
- Brief #153 An Peter Hastings (Entwurf) (September 1954).
- Humphrey Carpenter: J. R. R. Tolkien: Eine Biographie.
- IV 1925–1949(a):»In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.«, 6 Der Geschichtenerzähler.
Weblinks
- Essay "Who is Tom Bombadil?" (englisch)
- Untersuchung der Frage, ob Tom ein Vala, Maia, Elb etc. ist (englisch)