Rassismus: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Rassismus''' ist eine ideologische Einstellung, bei der aufgrund äußerlicher Unterschiede zwischen Menschen – etwa der Hautfarbe, dem Körperbau und der Gesichtszüge – eine Wertung vorgenommen wird. Dabei werden die Menschen in verschiedene Rassen eingeteilt und zumeist die Höherwertigkeit der eigenen Rasse postuliert.
'''Rassismus''' ist eine ideologische Einstellung, bei der aufgrund äußerlicher Unterschiede zwischen Menschen – etwa der Hautfarbe, dem Körperbau und der Gesichtszüge – eine Wertung vorgenommen wird. Dabei werden die Menschen in verschiedene Rassen eingeteilt und zumeist die Höherwertigkeit der eigenen Rasse postuliert.


Die Rassentheorie fand vor allem im ausgehenden 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert Anklang und infiltrierte Ethnologie, Kulturwissenschaft, Biologie und andere Wissenschaften. Im Nationalsozialismus diente sie als theoretische Grundlage, um Millionen von Menschen zu diffamieren, zu misshandeln und umzubringen.
Die Rassentheorie fand vor allem im ausgehenden 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert Anklang und infiltrierte Ethnologie, Kulturwissenschaft, Biologie und andere Wissenschaften. Im Nationalsozialismus diente sie als theoretische Grundlage, um Millionen von Menschen zu diffamieren, zu misshandeln und zu ermorden.
Die Rassentheorie gilt heute als überholt, da sie wissenschaftlich nicht haltbar ist. Der Rassismus indessen hat sich als eine hartnäckige Ideologie erwiesen und führt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen.
Die Rassentheorie gilt heute als überholt, da sie wissenschaftlich nicht haltbar ist. Der Rassismus indessen hat sich als eine hartnäckige Ideologie erwiesen und führt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen.



Version vom 18. März 2011, 04:28 Uhr

Rassismus ist eine ideologische Einstellung, bei der aufgrund äußerlicher Unterschiede zwischen Menschen – etwa der Hautfarbe, dem Körperbau und der Gesichtszüge – eine Wertung vorgenommen wird. Dabei werden die Menschen in verschiedene Rassen eingeteilt und zumeist die Höherwertigkeit der eigenen Rasse postuliert.

Die Rassentheorie fand vor allem im ausgehenden 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert Anklang und infiltrierte Ethnologie, Kulturwissenschaft, Biologie und andere Wissenschaften. Im Nationalsozialismus diente sie als theoretische Grundlage, um Millionen von Menschen zu diffamieren, zu misshandeln und zu ermorden. Die Rassentheorie gilt heute als überholt, da sie wissenschaftlich nicht haltbar ist. Der Rassismus indessen hat sich als eine hartnäckige Ideologie erwiesen und führt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen.

Kritikansätze

Einige Kritiker entdecken in J. R. R. Tolkiens Werken, insbesonders im Herrn der Ringe, rassistische Ansätze, darunter der Literaturwissenschaftler Stephen Shapiro, die Journalisten John Yatt und Michael Jovy und in jüngster Zeit der Fantasyautor China Miéville. Von Tolkien selbst sind jedoch keine rassistischen Äußerungen überliefert; der Vereinnahmung als „arischer Autor“ durch den deutschen Verlag Rütten & Loening, der 1938 den Hobbit übersetzen wollte, hat er sich vielmehr ausdrücklich verwahrt.

Dennoch werfen Tolkiens Romane die Frage auf, wieweit er von dem mitunter rassistischen Zeitgeist der 1920er – 1940er Jahre unbewusst geprägt wurde. In der Tat teilt Tolkien das Personal seiner Romane in unterschiedliche Rassen ein, die sich klar durch äußere Merkmale, aber auch durch innere Charakterzüge unterscheiden. Während die Elben als überirdisch schöne, kulturell hochstehende Wesen beschrieben werden, stehen auf der anderen Seite die Orks als Vertreter eines hässlichen, niederträchtigen und brutalen Volks mit kannibalistischer Veranlagung. Dies erinnert an die klischeehafte Darstellung afrikanischer und indianischer Völker in Reiseberichten aus dem 16. – 19. Jahrhundert. Hinzu kommt, dass die Orks letztlich degenerierte Elben sind, die durch Züchtung entstanden. Auch der „degenerierte“ Hobbit Gollum erinnert in seiner Bösartigkeit, Niederträchtigkeit und Unterwürfigkeit sowie seinem "schleimigen Aussehen" an die damals üblichen Karikaturen von als minderwertig erachteten Rassen oder Völkern.

Es lässt sich nicht leugnen, dass Tolkiens Terminologie (Rassen, Züchtung) und seine eindeutige Gegenüberstellung guter und böser Rassen den Geist der 1930er und 1940er Jahren widerspiegeln, in denen der Herr der Ringe entstand. Damals wurden Theorien wie die Eugenik, „Rassenhygiene“ und eine rassistisch determinierte Rassen- und Völkerkunde als Wissenschaft betrieben, und dies nicht allein in faschistischen Staaten. So ließe sich argumentieren, dass sich Tolkien den damals geführten Diskursen nicht gänzlich entziehen konnte und zumindest indirekt durch sie beeinflusst wurde.

Allerdings kann auch die Gegenseite der Tolkien-Befürworter (darunter der Literaturwissenschaftler Patrick Curry) einige Argumente anführen, um den Rassismus-Vorwurf zu entkräften, etwa die Tatsache, dass der Eine Ring letztlich nur vernichtet werden kann, indem Menschen, Elben, Hobbits und Zwerge zusammenarbeiten. Gerade die Gemeinschaft des Ringes spiegelt diesen Sachverhalt; hier sind Vertreter mehrerer Rassen vereint und kämpfen gemeinsam gegen das Böse.

Aus den genannten Gründen ist es wichtig, die Debatte um rassistische Ansätze in Tolkiens Werk differenziert zu führen. Auf der einen Seite macht man es sich gewiss zu einfach, Tolkien Rassismus vorzuwerfen, gerade vor dem Hintergrund seiner dezidierten Ablehnung der Rassentheorie. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, in welcher Zeit Der Herr der Ringe entstand und darf sich einer kritischen Betrachtung des Romans unter diesen Vorzeichen nicht gänzlich verwehren.

Weblinks

Literatur

  • Patrick Curry: Defending Middle-Earth. Tolkien: Myth and Modernity. New York: St. Martin’s Press, 1997.
  • Patrick Curry: „Tolkien and His Critics: A Critique“. Th. Honegger (Hrsg.): Root and Branch. 1999. S. 81–148.
  • Anderson Rearick: „Why is the Only Good Orc a Dead Orc? The Dark Face of Racism Examined in Tolkien’s World“. Modern Fiction Studies, Issue 50.4 (2004). S. 861–874.
  • Michael Jovy: „Weiß und blond und blauäugig. Eine Warnung vor Tolkiens Der Herr der Ringe“. Die Zeit, März 1980.
  • China Miéville: „Mittelerde trifft Mittelengland“. Magira-Jahrbuch zur Fantasy 2003. Marburg: 2003. S. 165–170.