Durins Krone
Durins Krone ist die Legende gewordene Königsinsignie der Zwerge aus Durins Volk. Bereits Durin I. wird eine Krone zugeschrieben. Die Übergabe der Krone an den Erben der Königswürde entspricht in besonderer Weise dem Motiv der Wiedergeburt Durins in Nachkommen seiner Linie.
Die Königsinsignie
Durins Krone als reales Schmuckstück für das Haupt des Königs ist nicht überliefert. Wolfgang Krege notiert im Handbuch der Weisen von Mittelerde, dass Durins Krone dessen besonderes Wahrzeichen sei und sieben Sterne trüge. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Königswürde von Durins Volk auch durch eine Krone symbolisiert wurde, da Zwerge einem schönen und repräsentativen Schmuckstück stets große Bedeutung zuschrieben (s. das Nauglamír, der Schatz im Erebor, Glóins Aufzug in Bruchtal etc.). Wie die reale Krone Durins aussah und wo sie verblieb, ist aber unbekannt.
Die Legende vom Spiegelsee
Als Durin I. erstmals im frühen Ersten Zeitalter ins Schattenbachtal (Azanulbizar) kam, sah er in den Spiegelsee (Kheled-zâram), dessen tiefes Wasser den Anschein erweckt, man blicke - unabhängig von der Tageszeit - in einen Sternenhimmel. Durins Silhouette war dem Anschein nach durch aufgereihte Sterne gekrönt. Gimli besingt die Szene im Lied von Moria:
- He stooped and looked in Mirrormere,
- And saw a crown of stars appear,
- As gems upon a silver thread,
- Above the shadow of his head.
Anlässlich dieser Erfahrung gründete Durin I. oberhalb des Spiegelsees seinen Wohnsitz, der später zum mächtigen Zwergen-Königreich Khazad-dûm (Moria) ausgebaut wurde. Diese Zeit ist in Gimlis Lied längst vorüber, Durin und seine Nachfolger in Amt und Namen liegen tot in ihrer Gruft in den Tiefen der verlassenen Zwergenstadt Moria:
- The world is grey, the mountains old,
- The forge's fire ashen-cold;
- No harp is wrung, no hammer falls:
- The darkness dwells in Durin's halls;
- The shadow lies upon his tomb
- In Moria, in Khazad-dûm.
- But still the sunken stars appear
- In dark and windless Mirrormere:
- There lies his crown in water deep.
- Till Durin wakes again from sleep.
Der Spiegelsee hat offensichtlich seinen Zauber und den optischen Effekt nicht verloren. Vielmehr entstand sogar die Vorstellung, die Sterne im Kheled-zâram seien die versunkene Sternenkrone Durins. Gimli, Frodo und Sam blicken nach ihrer Flucht aus Moria in den Spiegelsee:
- There like jewels sunk in the deep shone glinting stars, though sunlight was in the sky above. Of their own stooping forms no shadow could be seen. "O Kheled-zâram fair and wonderful!" said Gimli. "There lies the crown of Durin till he wakes. Farewell!"
In diesem Zusammenhang fällt auf, dass Gimli seinen Schatten innerhalb der Sternenkrone nicht sah, sein König in der Altvorderenzeit aber durchaus. Hier deutet sich ein Spiel mit dem Motiv des Herrschaftsanspruchs des Königs an, der eben durch die Krone symbolisiert wird: Durin I. sah sich als gekrönter König, Gimli sieht nur noch die versunkene Legende, die auf das Erwachen des nächsten und letzten Königs Durin VII. wartet. Was hat sich wohl Balin erhofft, als er am Tag seines Todes zum Spiegelsee ging?
Interpretation
In der Legende von Durins Krone zeigt sich eindrucksvoll, wie in Tolkiens Universum das Ineinandergreifen der geschichtlichen und mystischen Überlieferung funktioniert. Zu Recht rühmt Christopher Tolkien in seinem Vorwort zum Buch der Verschollenen Geschichten Gimlis Lied von Moria als gutes Beispiel, wie durch das Zusammenspiel der angedeuteten Legende mit der erzählten Geschichte der "Eindruck von Tiefe" entsteht: Die durch Lieder überlieferte Legende wird durch die andere Zeit- und Realitätsebene des Aufenthalts von Gimli am Spiegelsee dem Leser auf mystische Art und Weise vermittelt.
Sonstiges
- Es ist anzunehmen, dass die Zwerge das Sternbild der Valacirca auch als Durins Krone deuteten. Womöglich war es eben dieses Sternbild, dass Durin über dem Schatten seines Hauptes sah.
Quellen
- Der Herr der Ringe. Buch 2, Kapitel 6 "A Journey in the Dark"
- Der Herr der Ringe. Buch 2, Kapitel 6 "Lothlórien"
- Silmarillion
- Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 1 Vorwort
- Handbuch der Weisen von Mittelerde