Erstes Lied der Zwerge in Beutelsend

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Mit Werft die Gläser an die Wand (Scherf: Schmeißt mit Tellern, soviel euch passt; Original: Chip the glasses and crack the plates) beginnt das erste Lied in J. R. R. Tolkiens Roman Der Hobbit.[1]

Hintergrund

Im Jahre 2941 D. Z. besuchten die dreizehn Zwerge und der Zauberer Gandalf den Hobbit Bilbo Beutlin unvorhergesehen zum Tee. Als die Zwerge nach der Verköstigung den Tisch abräumten, versuchte der um sein Geschirr besorgte Bilbo hektisch, sie im Auge zu behalten und ein Zubruchgehen des Geschirrs zu vermeiden. Die Zwerge verhöhnten ihn darauf mit einem Spottlied.

Inhalt

Der Inhalt des Liedes ist eine sarkastisch gemeinte Aufforderung der Zwerge, alles zu tun, was Bilbo Beutlin hasst. Sie wollen beispielsweise die Gläser zerwerfen, das Tischtuch zerschneiden, Milch und Wein ausgießen und Essensreste auf dem Boden liegen lassen. Das Lied ängstigte den ordentlichen und sehr gewissenhaften Hobbit noch mehr, was die Zwerge erheiterte und amüsierte.

Form

Im Original und in den beiden deutschen Übersetzungen, besteht das Lied aus vier Strophen, die ersten drei sind jeweils in vier, die letzte Strophe in nur zwei Verse eingeteilt.

Versmaß

Original

Die Verse sind in sieben bis acht Silben eingeteilt. Der dritte Vers der dritten Strophe wird durch eine Zäsur in zwei Halbverse, sechs- und viersilbig, aufgeteilt. Jeder Vers beginnt und endet mit einer Hebung und besteht grundsätzlich aus vier betonten und drei oder vier unbetonten Silben, meistens einsilbige Bindewörter (and), Präpositionen (on) und Artikel (the). Dabei wechseln sich betonte und unbetonte Silben pro Vers möglichst harmonisch und in regelmäßigen Abständen ab.

Beispiele (Zeilen 1 und 2):

Chip the glasses and crack the plates!
Blunt the knives and bend the forks!

(Zeilen 5 und 6):

Cut the cloth and tread on the fat!
Pour the milk on the pantry floor!

Die verwendeten Wörter, darunter markante Verben in der Imperativform, sind höchstens zweisilbig, kurz und prägnant. Das Lied wirkt dadurch temporeich und erzielt beim Leser, auch ohne Musik, bedingt durch die kurzsilbigen, aber betonten Wörter in Reimform, einen rhythmischen Eindruck.

Deutsche Übersetzungen

Walter Scherf versuchte bei seiner Übersetzung ebenfalls nur kurzsilbige Wörter zu verwenden. Er verwendet diese allerdings nicht in regelmäßigen Abständen wechselnd, löst zugleich öfters den rhythmischen Versaufbau – häufiger Beginn mit einem einsilbigen Verb im Imperativ und Abschluss mit einem einsilbigen Nomen – auf und verlängert oder verkürzt so die Verse, was das Tempo des Liedes drosselt.

Beispiel (Zeilen 7 und 8):

Dump the crocks in a boiling bowl;
Pound them up with a thumping pole;


Jetzt die Gläser in den Müll hinein,
stampft drauf, stampft und mit Gesang!

In der zweiten Zeile des Beispiels wird so, bedingt durch die Hebungen auf den ersten drei Wörtern, das Augenmerk des Lesers lediglich auf den Versanfang gelenkt. So wird in dieser Übersetzung der Versinhalt auf Versanfang oder Versende konzentriert.

Wolfgang Krege löste sich bei seiner Übertragung des Liedes merklich vom Original. Den Inhalt grob wiedergebend, baut er das Versmaß ungezwungener auf kurzsilbigen Wörtern auf. Er verkürzt dabei jedoch Verse und vermeidet Bindewörter, so dass pro Vers nicht mehr zwei sondern nur noch eine potentielle Missetat geschildert wird. Dabei verliert das Lied zwar an Inhalt, behält aber das Tempo des Originals und erhöht es sogar noch.

Beispiel (Zeilen 7 und 8)

Dump the crocks in a boiling bowl;
Pound them up with a thumping pole;


Wir zerkleinern mit dem Beil
Töpfe, Schüseln, Porzellan.

Dennoch fehlt auch hier, durch Auslassungen und inhaltliche Abwandlungen, der rhythmische und kontinuierende Versaufbau des Originals.

Reim

Original

Im Originallied verwendet J. R. R. Tolkien in den ersten drei Strophen reine Kreuzreime (ab ab) mit klingender Kadenz (Versende), nur in der vierten und damit letzten Strophe, verwendet er bedingt durch deren Kürze, einen Paarreim (aa) mit klingender Kadenz.

Deutsche Übersetzungen

Walter Scherf hält sich an das Reimschema und verwendet ebenfalls reine Reime, zum Beispiel passt – hasst (Zeilen 1 und 3) oder Küchenflur – Kuckucksuhr (Zeilen 6 und 8).

Ebenso behielt Wolfgang Krege das Reimschema bei, verwendete jedoch auch unreine Reime, so etwa in den Zeilen 5 und 7 Tür – Bier oder in den Zeilen 10 und 12 Porzellan – an.

Anmerkungen

  1. Die Lieder und Gedichte in Der Hobbit tragen keine vom Autor gewählten Titel.

Quellen

  • J. R. R. Tolkien: The Hobbit.
    • Chapter I: An unexpected Party.
  • J. R. R. Tolkien: Der kleine Hobbit. Übersetzt von Walter Scherf.
    • Kapitel I: Eine unvorhergesehene Gesellschaft.
  • J. R. R. Tolkien: Der Hobbit. Übersetzt von Wolfgang Krege.
    • Kapitel I: Ein unerwartetes Fest.