Gandalf
Gandalf der Graue (später: der Weiße) ist eine der Hauptfiguren in den Romanen Der Herr der Ringe und Der kleine Hobbit. Er ist ein Maia, der im Dritten Zeitalter in Mittelerde als einer der fünf Istari in Erscheinung tritt.
Zeitangaben
- Von Ilúvatar vor der Schöpfung Eas erschaffen.
- um 1000 D. Z.: Gandalf kommt in Mittelerde an und erhält bei seiner Ankunft von Círdan den Ring des Feuers.
- 2463: Zusammen mit den anderen Weisen gründet Gandalf den Weißen Rat.
- 2941: Gandalf begleitet den Hobbit Bilbo Beutlin, den Zwerg Thorin II. Eichenschild und weitere 12 Zwerge auf deren Weg zum Erebor, um den Drachen Smaug zu vertreiben. Er verlässt die Gruppe vor der Durchquerung des Düsterwaldes, nimmt aber nach Smaugs Tod an der Schlacht der fünf Heere teil.
- 2953: Gandalf nimmt an der letzten Zusammenkunft des Weißen Rates teil.
- 3018
- 10. Juli: Gandalf kommt nach Isengart und wird im Orthanc gefangen genommen.
- 18. September: Früh am Morgen rettet ihn der große Adler Gwaihir von Orthancs Zinnen.
- 25. Oktober: Gandalf nimmt am Rat von Elrond teil.
- 25. Dezember: Als einer der Neun Gefährten bricht Gandalf in der Abenddämmerung von Imladris auf.
- 3019
- 13. Januar: Bei Einbruch der Nacht erreichen Gandalf und die Gefährten das Westtor Morias.
- 15. Januar: Gandalf wird auf der Brücke von Khazad-dûm in einen Kampf mit dem Balrog von Moria verwickelt und stürzt in die Tiefe.
- 25. Januar: Er wirft den Balrog nieder und kommt dabei ums Leben. Sein Körper liegt auf dem Gipfel des Celebdil.
- 14. Februar: Gandalf kehrt ins Leben zurück, bleibt jedoch bewusstlos.
- 17. Februar: Gwaihir trägt Gandalf nach Lothlórien.
- 1. März: Gandalf trifft im Fangorn-Wald auf Aragorn, Gimli und Legolas. Gemeinsam reisen sie nach Edoras.
- 5. März: Gandalf macht sich mit Pippin nach Minas Tirith auf.
- 9. März: Gandalf erreicht Minas Tirith.
- 25. März: Gandalf wird mit dem Heer des Westens auf den Schlackenhügeln vor dem Morannon eingekreist, während Frodo die Sammath Naur erreicht und der Eine Ring zerstört wird.
- 3021: Gandalf fährt mit den anderen Ringträgern in den Westen.
Volk
Beschreibung
Gandalf ist einer der fünf höchsten Istari, die nach Norden kamen. Gandalf wie auch die anderen Istari wurden von den Valar nach Mittelerde entsandt.
Er spielt eine bedeutende Rolle am Ende des Dritten Zeitalters und trägt entscheidend zum Sturz Saurons bei. In Gondor wird er Mithrandir genannt, was ‚grauer Wanderer/Pilger‘ bedeutet.
Gandalf gilt als besonders weise, im Silmarillion (Valaquenta, Von den Maiar) wird er sogar als der weiseste Maia bezeichnet.
Bei den Hobbits ist er vor allem wegen seiner Feuerwerke bekannt und weil „er es auf dem Gewissen hat, dass so viele Burschen und Mädchen einfach ins Blaue gingen, verrückte Abenteuer zu erleben.“ (J. R. R. Tolkien: Der kleine Hobbit. Kapitel I: Eine unvorhergesehene Gesellschaft.)
Einst in den Unsterblichen Landen lebend, wo er von Nienna das Mitleid und die Geduld lernte, sowie der weiseste aller Maiar war, kommt Gandalf um das Jahr 1000 D. Z. als Sendbote der Valar über das Meer nach Mittelerde, jedoch widerstrebte es ihm aus Angst vor Sauron nach Mittelerde zu gehen. Für 2000 Jahre wandert er umher, berät jene, welche auf der Seite des Guten stehen und bekämpft so das Böse. Ihm ist es wie allen Istari nicht erlaubt, seine Macht offen zu zeigen bzw. seinen Willen dazu einzusetzen, andere zu beherrschen oder ihnen zu befehlen. Dies ändert sich jedoch in seiner Rolle als Gandalf der Weiße, nachdem der Ringkrieg schon begonnen hat. Allerdings nur, da ihn die Notwendigkeit oder große Not dazu zwingen, enthüllt er seine Macht und übernimmt eine Führungsrolle im Widerstand.
Von Círdan bekommt er einen der Elbenringe, Narya, den Ring des Feuers, wovon aber außer ihm nur noch die beiden anderen Ringträger Elrond (Vilya) und Galadriel (Nenya) erfahren, sowie später Saruman. Er nennt sich selbst „Diener des Geheimen Feuers“ und „Gebieter über die Flamme von Anor“ und trägt das berühmte Schwert Glamdring.
Er begleitet Bilbo Beutlin auf seiner denkwürdigen Reise zum Hort des Drachen Smaug und führt später Frodo Beutlin und die Gemeinschaft des Ringes Richtung Mordor. Der Zauberer wacht über die Wege der Hobbits und initiiert die Reise zum Schicksalsberg. Nachdem er aus Sarumans Gefangenschaft mit Hilfe von Gwaihir entflohen ist, wird er in Bruchtal zum Führer der Gefährten. Sein Sieg über den Balrog von Moria auf der Silberzinne kostet ihn sein Leben, doch Eru schenkt ihm ein neues und schickt ihn nach Mittelerde zurück. Gandalf tritt nun, als Gandalf der Weiße, offen als einer der Führer des Bündnisses gegen Sauron auf. Er spielt eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf des Ringkriegs: Er zerbricht Sarumans Stab und entfernt Saruman somit aus dem Orden, leitet die Abwehr im belagerten Minas Tirith und führt die Verhandlungen mit Saurons Mund. Sein Pferd ist Schattenfell, das schönste und schnellste Pferd der Rohirrim und eins der seltenen Mearas.
Nach dem Ende des Ringkriegs besteigt er zusammen mit den anderen Ringträgern an den Grauen Anfurten ein Elbenschiff und fährt in den Alten Westen.
Äußere Erscheinung
Es gibt mehrere Beschreibungen von Gandalfs Äußerem sowohl als grauer, wie auch als weißer Zauberer. Meist wird Gandalf der Graue beschrieben als alter Mann, mit weißem Haupthaar, einem grauem Bart, buschigen Augenbrauen, sowie dunklen Augen und breiten Schultern. Gandalf trägt einen Stab, einen hohen, spitzen blauen Hut, einen langen grauen Mantel mit einem silbernen Halstuch darüber, sowie große schwarze Stiefel. Die Erscheinung Gandalfs des Weißen wird folgendermaßen beschrieben:
„ | Sein Haar war weiß wie Schnee in der Sonne, und schimmernd weiß war sein Gewand; die Augen unter den dichten Brauen funkelten und waren durchdringend wie die Strahlen der Sonne; Macht war in seiner Hand. | “ |
—” J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Drittes Buch, Fünftes Kapitel: Der Weiße Reiter |
Filmtrilogie
In der Filmtrilogie wird Gandalf vom britischen Charakterdarsteller Ian McKellen verkörpert. In der deutschen Fassung wird er von Achim Höppner gesprochen.
Sonstiges
- Der Name Gandalf ist der Älteren Edda entlehnt. Der genaue Name ist dort Gandálfr. Seine Bedeutung erläutert Tolkien folgendermaßen: „Gandalf ist eine Ersatzform in der englischen Erzählung, in der gleichen Art wie auch Hobbit- oder Zwergennamen behandelt werden. Es ist tatsächlich ein altnordischer Name (in der Völuspá einem Zwerg beigelegt), [...] der von mir verwendet wurde, weil er gandr (ein Stab, insbesondere Zauberstab) zu enthalten scheint, so dass man annehmen könnte, dass er 'Elbengeschöpf mit einem (Zauber)Stab' bedeutet. Gandalf war kein Elb, doch er wurde von Menschen mit ihnen in Verbindung gebracht, weil sein Bündnis und seine Freundschaft mit Elben wohlbekannt waren.“ (Nachrichten aus Mittelerde. Teil Vier, II: Die Istari.)
- Zur Figur des Gandalf wurde Tolkien angeblich durch das Bild Der Berggeist von Josef Madlener inspiriert. ("Der Berggeist")
- Das Bild, das Tolkien in Form einer Postkarte besaß, zeigt einen alten Mann mit langem weißen Bart, Umhang und Hut, der im Wald ein Reh füttert.
- Wie Tolkien genau in den Besitz der Karte kam, ist unklar, doch man vermutet, dass er sie bei einer seiner Reisen in die Schweiz fand. Später schrieb er auf den Umschlag der Karte: "Origin of Gandalf" (= „Ursprung Gandalfs“).
- Josef Madlener lebte und arbeitete von 1881-1967 in Amendingen bei Memmingen (Allgäu).
Namen und Titel
- Mithrandir (Sindarin für Grauer Pilger). Diesen Namen erhält Gandalf bei den Elben und den Dúnedain; auch nach seiner Wiederkehr als Gandalf der Weiße bleibt dieser Name in Verwendung.
- Incánus im Süden. Gandalf erwähnt diesen Namen gegenüber Faramir; allerdings wird weder klar, welche Region in diesem Zusammenhang gemeint ist, noch liefert der Text eine Übersetzung. In den Nachrichten aus Mittelerde diskutiert Tolkien verschiedene Möglichkeiten: Einerseits könnte es eine an die Elbensprache Quenya angepasste Wiedergabe des Wortes InkÄ-nÅ«sh bzw. InkÄ-nÅ«s aus der Sprache der Haradrim sein und soviel wie Nord-Spion bedeuten; andererseits könnte es ebenso Quenya für Beherrscher des Geistes und ein Name Gandalfs in Gondor gewesen sein, der über die Jahrhunderte in Vergessenheit geriet. (Auch eine Herkunft des Namen aus dem Westron schließt Tolkien nicht aus.) Auf Latein bedeutet incanus übrigens grauhaarig; Christopher Tolkien hält diesen Umstand jedoch für einen Zufall.
- Olórin. Diesen Namen trägt Gandalf in Valinor. Seine Bedeutung ist nicht ganz klar - allerdings beinhaltet der Name das Quenya-Element olor (bzw. olos), was soviel wie Traum, Phantasie bedeutet.
- Tharkûn (Khuzdul für Mann mit Stab). Dieser Name ist unter den Zwergen gebräuchlich; es handelt sich um einen der wenigen bekannten Personennamen in der kaum dokumentierten Zwergensprache. Von Gimli, Thorin und anderen Zwergen im Dritten Zeitalter wird er allerdings nicht verwendet, da sie ihn stets als Gandalf bezeichnen; dies ist offenbar auf die Geheimhaltung ihrer Sprache zurückzuführen.
- Sturmkrähe und Láthspell (altenglisch für Schlechte Botschaft). So wird Gandalf von Gríma Schlangenzunge in Meduseld beschimpft.
- Gandalf Graurock (Original: Greyhame). Gandalf wird so von verschiedenen Personen bezeichnet, darunter König Théoden.
- Weißer Reiter (Original: White Rider). Nach seinem Kampf mit dem Balrog tritt Gandalf, der zuvor mit der Farbe Grau in Verbindung gebraucht wurde, in Weiß gekleidet auf. Der Titel Weißer Reiter muss dabei als Gegensatz zu den Nazgûl (den Schwarzen Reitern) gesehen werden.
Quellen
- J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion. Herausgegeben von Christopher Tolkien. Übersetzt von Wolfgang Krege. Klett-Cotta, Stuttgart 1978. (Im Original erschienen 1977 unter dem Titel The Silmarillion.)
- „Valaquenta“, „Von den Maiar“
- „Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter“.
- J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Übersetzt von Margaret Carroux und Ebba-Margareta von Freymann. Klett-Cotta, Stuttgart 1969/1970. (Im Original erschienen 1954/55 unter dem Titel The Lord of the Rings.)
- Zweites Buch, Fünftes Kapitel: „Die Brücke von Khazad-dûm“
- Drittes Buch, Sechstes Kapitel: „Der König der Goldenen Halle“.
- J. R. R. Tolkien: Nachrichten aus Mittelerde. Herausgegeben von Christopher Tolkien. Übersetzt von Hans J. Schütz. Klett-Cotta, Stuttgart 1983. (Im Original erschienen 1980 unter dem Titel Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth.)
- Teil 4, II „Die Istari“.
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