Mabel Tolkien
Mabel Tolkien, geborene Suffield, geboren im Januar 1870 in Birmingham, gestorben am 14. November[1] 1904 in Rednal, war die Mutter von J. R. R. Tolkien.
Lebenslauf
Mabel wurde als viertes von sechs Kindern des Tuchhändlers John Suffield und Emily Sparrow geboren und wuchs in Birmingham auf.
Im Jahr 1891 reiste sie nach Südafrika, wo ihr Verlobter Arthur Tolkien seit zwei Jahren arbeitete. Am 16. April des Jahres heirateten die beiden in Kapstadt. Anschließend zog das junge Paar nach Bloemfontein, der Hauptstadt des Oranje-Freistaates, wo Arthur die Filiale der Bank of Africa leitete.
Am 3. Januar 1892 brachte sie ihr erstes Kind zur Welt, das am 31. des Monats auf den Namen „John Ronald Reuel“ getauft wurde. Am 17. Februar 1894 wurde ihr zweiter Sohn, Hilary Arthur Reuel, geboren.
Während ihrem Mann das Klima in Südafrika entgegenkam, fand es Mabel nur schwer erträglich, und auch ihrem Erstgeborenen machte es schwer zu schaffen. Im April des Jahres 1895 machte sie sich daher zusammen mit den Kindern auf zu einer längeren Urlaubsreise in ihre Heimat nach England. Arthur wollte später nachkommen, wurde Ende des Jahres jedoch plötzlich schwer krank und starb am 15. Februar 1896.
Mabel beschloss, in England zu bleiben und mietete für sich und die Kinder ein Häuschen (Gracewell Road Nr. 5; heute Wake Green Road Nr. 264) in Sarehole, einem kleinen Dorf, das heute zu Birmingham gehört. Diese Umgebung wurde später zum Vorbild für Tolkiens Auenland.
Seit dem Tod ihres Mannes wurde die christliche Religion immer wichtiger für Mabel, und im Jahr 1900 beschloss sie zusammen mit ihrer älteren Schwester May, in die Römisch-Katholische Kirche einzutreten. Ihre Familie, deren Mitglieder Protestanten oder Anhänger der Church of England waren, reagierte mit großer Ablehnung und stellte die bisher gewährte finanzielle Unterstützung ein.
Nachdem Mabel ihre Kinder zunächst selbst unterrichtet hatte, besuchte J. R. R. Tolkien ab Herbst 1900 die King Edward's School im Zentrum Birminghams. Ende desselben Jahres zogen die drei deshalb in die Alcester Road 214 in Moseley, das näher an der Stadt lag. Schon wenige Monate später mussten sie erneut umziehen, weil das Haus abgerissen werden sollte. Sie fanden eine neue Bleibe in der Westfield Road Nr. 86 in King’s Heath, dem Vorort von Birmingham, in dem auch Mabels Eltern lebten (Ashfield Road Nr. 9). Aber bereits Anfang des Jahres 1902 zogen Mabel und die beiden Jungen erneut um. Sie mieteten ein Haus (Nr. 26) in der Oliver Road im Vorort Edgbaston in der Nähe des Birmingham Oratory. J. R. R. Tolkien und sein Bruder Hilary besuchten nun die zum Oratory gehörende St Philip’s School. Einer der Priester, Pater Francis Morgan wurde schnell ein enger Freund der Familie.
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Schon nach kurzer Zeit nahm Mabel ihre Söhne wieder von der St Philip’s School, die den Jungen keine angemessene Ausbildung bieten konnte. Sie unterrichtete die beiden wieder selbst, um sie für die Aufnahmeprüfung der King Edward’s School vorzubereiten. J. R. R. Tolkien wurde im Herbst 1903 wieder aufgenommen.
Im April 1904 wurde Mabel Tolkien ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte stellten fest, dass sie an Diabetes litt. J. R. R. Tolkien wurde für einige Zeit zu seiner Tante Jane Neave geschickt, Hilary lebte bei Mabels Eltern. Im Juni konnte Mabel entlassen werden, benötigte aber weitere Erholung. Pater Francis vermittelte ihr und den Kindern zwei Zimmer im Haus des Postboten von Rednal, das neben einem dem Oratory gehörenden Landhaus lag. Im Herbst verschlechterte sich Mabels Gesundheitszustand. Sie fiel ins diabetische Koma und starb im November im Alter von 34 Jahren. Begraben wurde sie in Bromsgrove.
Einfluss auf J. R. R. Tolkien
J. R. R. Tolkien bestätigt in Briefen einen großen Einfluß seiner Mutter und ihres frühen Todes auf sein persönliches und berufliches Leben und sein literarisches Werk. Der Unterricht seiner Mutter unter anderem in Latein, Französisch und Deutsch weckte in ihm das Interesse für Sprachen und Schriften. Von ihr lernte er auch manches über Botanik und das Zeichnen. Seine Erziehung im katholischen Glauben prägte ihn tief. Er war zudem davon überzeugt, dass die Ablehnung durch ihre Verwandten aufgrund ihrer Religion und die daraus resultierende Armut zu ihrem frühen Tod beigetragen hatten. Tolkiens Biograph Humphrey Carpenter glaubt, auf gewisse Art habe Tolkien nach dem Tod der Mutter seine Gefühle für sie auf die Religion übertragen.
Anmerkungen
Quellen
- Humphrey Carpenter: J. R. R. Tolkien: Eine Biographie. Übersetzt von Wolfgang Krege. Klett-Cotta, Stuttgart 1979. (Im Original erschienen 1977 unter dem Titel J. R. R. Tolkien: A biography.) II. „1892–1916: Jugendjahre“.
- Wayne G. Hammond, Christina Scull: The J. R. R. Tolkien Companion & Guide. Vol. I: Chronology. HarperCollins, London; Houghton Mifflin, Boston 2006. [Kapitel] „Family Trees“, S. 806–811.
- John und Priscilla Tolkien: The Tolkien Family Album. HarperCollins, London 1992.
- J. R. R. Tolkien: Briefe. Ausgewählt und herausgegeben von Humphrey Carpenter mit der Hilfe von Christopher Tolkien. Übersetzt von Wolfgang Krege. Klett-Cotta, Stuttgart 1991. (Im Original erschienen 1981 unter dem Titel Letters of J. R. R. Tolkien.)
- Nr. 44 an Michael Tolkien (18. März 1941)
- Nr. 78 an Christopher Tolkien (12. August 1944)
- Nr. 142 an Robert Murray, S. J. (2. Dezember 1953)
- Nr. 165 an die Houghton Mifflin Co. (Juni 1955)
- Nr. 294 an Charlotte und Denis Plimmer (8. Februar 1967)
- Nr. 332 an Michael Tolkien (24. Januar 1972).
- Website der Stadt Birmingham über Tolkien (abgerufen am 31. März 2008; englisch)
- Bilder der Grabstätte Mabel Tolkiens bei Find A Grave (abgerufen am 31. März 2008; englisch)