Briefe vom Weihnachtsmann

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Briefe vom Weihnachtsmann

von J. R. R. Tolkien;
Baillie Tolkien (Hrsg.);
J. R. R. Tolkien (Ill.);
Anja Hegemann, Hannes Riffel (Übers.)

Klett-Cotta, Stuttgart 2005

ISBN 3-608-91155-3

Hardcover, 111 Seiten

Erweiterte Ausgabe

Die Briefe vom Weihnachtsmann

von J. R. R. Tolkien;
Baillie Tolkien (Hrsg.);
J. R. R. Tolkien (Ill.);
Anja Hegemann (Übers.)

Klett-Cotta, Stuttgart 2002

ISBN 3-608-93435-9

Taschenbuch, 48 Seiten

Letters from Father Christmas

von J. R. R. Tolkien;
Baillie Tolkien (Hrsg.);
J. R. R. Tolkien (Ill.)

HarperCollins, London 2004

ISBN 0261103865

Hardcover, 111 Seiten

Sprache: Englisch

Erweiterte Ausgabe


Briefe vom Weihnachtsmann ist eine Sammlung von Briefen, die der renommierte Autor J. R. R. Tolkien zwischen 1920 und 1943 an seine Kinder geschrieben und illustriert hat. Die Veröffentlichung erfolgte posthum am 2. September 1976, dem dritten Jahrestag von Tolkiens Tod. Die Herausgabe dieser Sammlung erfolgte durch Baillie Tolkien, der zweiten Frau von Tolkiens jüngstem Sohn Christopher Tolkien.

Hintergrund

Im Hause Tolkien wurde über zwanzig Jahre lang die Tradition gepflegt, dass die Kinder zu Weihnachten einen Brief vom Weihnachtsmann bekamen. Tolkien selbst gestaltete diese Briefe aufwendig mit kunstvoller Kalligrafie in verschiedenfarbigen Tinten, verziert mit Ornamenten und Illustrationen. Auch die Briefumschläge waren liebevoll gestaltet, versehen mit fantasievollen Briefmarken, humorvollen Bezeichnungen wie Chimney Post (‚Kaminpost‘) oder By Elf Messenger (‚per Elbchen-Kurier‘) und einer Nordpol-Briefmarke samt Poststempel. Diese "Weihnachtsmann"-Briefe bilden eine Serie, wobei jeder Brief ein eigenständiger Text ist, und jedes Blatt, jeder Umschlag und jedes Bild als individuelles Kunstwerk von Bedeutung ist.

Zudem besitzen die Briefe historischen und biografischen Wert, da sie die Zeitspanne vom Ende des Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg umfassen. Als der letzte Brief geschrieben wurde, diente Michael Tolkien bereits seit drei Jahren in der Armee, und Christopher Tolkien hatte sich gerade der Royal Air Force angeschlossen. Die Briefe geben Einblicke in die Atmosphäre des englischen Lebens jener Zeit im Allgemeinen und in das Familienleben der Tolkiens im Speziellen.

Inhalt

In den Briefen des Weihnachtsmanns, die Tolkien für seine Kinder verfasste, wird von Abenteuern und Ereignissen am Nordpol berichtet. Der Weihnachtsmann erzählt von seinem Leben dort, den Geschehnissen mit seinem Begleiter, dem Polarbären und von verschiedenen Vorfällen und Abenteuern. Diese reichen von entlaufenen Rentieren bis hin zu einem Missgeschick des Nord-Polarbären, bei dem er die Spitze des Nordpols abbricht. Auch ungewöhnliche Ereignisse wie der verschwundene Mann im Mond, mysteriöse Höhlen und Kämpfe mit Kobolden werden thematisiert.

Besonders bemerkenswert ist der Brief aus dem Jahr 1939, in dem der Weihnachtsmann auf den Zweiten Weltkrieg Bezug nimmt. In späteren Briefen werden Kämpfe des Weihnachtsmanns gegen Kobolde beschrieben, die von einigen als metaphorischer Ausdruck von Tolkiens Ansichten über die Bedrohung durch den Krieg interpretiert wurden.

Der Stil und die humorvollen, bisweilen nachdenklichen Geschichten erinnern an Tolkiens Bilderbuch Herr Glück.

Veröffentlichungen

Die Briefe, die J. R. R. Tolkien für seine Kinder verfasste, wurden über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren zu Weihnachten geschrieben. Beginnend im Jahr 1920, als Tolkiens ältester Sohn John drei Jahre alt war, enthielt jeder Brief vom Weihnachtsmann Berichte über seine Reisen und Abenteuer.

Zum Zeitpunkt von Tolkiens Tod im Jahr 1973 galten die Briefe als verschollen, wurden aber später in seinen umfangreichen Nachlassunterlagen gefunden.

Die Briefe waren ursprünglich nicht für eine Veröffentlichung gedacht. Dennoch entstand die Idee, sie in Buchform herauszugeben. Zu dem Zeitpunkt unterrichtete Christopher Tolkien in Oxford und beschäftigte sich mit der Sortierung des väterlichen Nachlasses sowie der Veröffentlichung von Sir Gawain and the Green Knight und Pearl. Da er über keine weiteren Kapazitäten verfügte, wurde seine Frau Baillie Tolkien, die redaktionelle Erfahrungen hatte, gebeten, die Briefe für die Buchveröffentlichung zu bearbeiten.

Die erste Ausgabe erschien bei Allen and Unwin am 2. September 1976, drei Jahre nach Tolkiens Tod. Die Houghton Mifflin Ausgabe wurde noch im selben Jahr am 19. Oktober veröffentlicht. Es war das dritte Werk von Tolkien, das posthum veröffentlicht wurde. Die Ausgabe einhielt eine Auswahl der Briefe, von denen einige bearbeitet und gekürzt wurden, und enthielt eine gewisse Anzahl von Bildern und anderen visuellen Elementen wie Briefmarken und Umschläge.

1999 wurde das Buch unter dem Titel Letters from Father Christmas neu aufgelegt und um weitere Briefe und Zeichnungen ergänzt, die in der Originalausgabe nicht enthalten waren. In einer Ausgabe von 1995 waren die Briefe und Zeichnungen in einzelnen Umschlägen enthalten und konnten so gelesen werden, wie sie ursprünglich gedacht waren.

Die momentan von Klett-Cotta vertriebene deutsche Übersetzung stammt von Anja Hegemann. 2005 wurden neue Passagen aus der erweiterten englischen Ausgabe in der Übersetzung von Hannes Riffel hinzugefügt, sowie das Gedicht des Weihnachtsmann-Briefes von 1938 durch Joachim Kalka neu übersetzt.

Diese aktuelle deutsche Ausgabe ist qualitativ und in ihrer Ausstattung sehr hochwertig. Sie enthält neben den übersetzten Texten auch den Großteil von Tolkiens Illustrationen in Farbe und des Öfteren auch Faksimiles der Originalbriefe. Weitere Verzierungen wurden Tolkiens Illustrationen entnommen.

Vor der Veröffentlichung als Buch fand eine Ausstellung von Tolkiens Zeichnungen im Ashmolean Museum statt. Darunter waren neben Illustrationen für den Hobbit und den Herrn der Ringe auch Zeichnungen aus den Weihnachtsmannbriefen ausgestellt.

Resonanz

Die ersten beiden posthum veröffentlichten Werke J. R. R. Tolkiens erhielten große Anerkennung, was teilweise auf seinen kürzlichen Tod zurückgeführt wurde. Die Reaktion auf die Veröffentlichung der Weihnachtsmannbriefe war hingegen ausgeglichener und gemäßigter. Jessica Kemball-Cook vertrat in ihrem Werk Twentieth Century Children's Writers die Ansicht, dass die Briefe als Klassiker der Kinderliteratur anerkannt werden könnten, während Nancy Willard in einer Rezension für die The New York Times Book Review das Buch positiv bewertete und anmerkte: "Der Weihnachtsmann lebt. Und nie war er fröhlicher als auf diesen Seiten." Im Jahr 2002 wurde in einem Artikel in The Independent on Sunday die Freude an der Phantasie in den Weihnachtsmannbriefen mit der in "Der Herr der Ringe" verglichen, was auf eine hohe Wertschätzung des Werks hindeutet.

Einflussnahme

Paul H. Kocher vertrat in einem Artikel für die Zeitschrift "Mythprint" die Ansicht, dass die Wesen in den Weihnachtsmannbriefen möglicherweise Vorläufer der Kreaturen in Tolkiens späteren Werken wie "Der Herr der Ringe" sind. Diese Sichtweise wurde auch von Laurence und Martha Krieg in einer Rezension in der Zeitschrift "Mythlore" (Ausgabe #14) unterstützt. Ein Beispiel dafür findet sich im Brief aus dem Jahr 1933, in dem ein Angriff auf den Eisbären durch eine Gruppe von Kobolden beschrieben wird. Das Ehepaar Krieg brachte die Idee auf, dass der Charakter des Zauberers Gandalf aus "Der Herr der Ringe" möglicherweise aus dem Weihnachtsmann in diesen Briefen entwickelt wurde.

Quellen