Altnordische Sprache

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Verbreitung des Altnordischen im Jahre 900. Rot: altwestnordische Dialekte; Orange: altostnordische Dialekte; Rosa: altgutnisch; Grün: andere germanische Sprachen.

Die altnordische Sprache, auch norröne Sprache, ist eine germanische Sprache, die zwischen dem 8. und 13./14. Jahrhundert von den Einwohnern Skandinaviens gesprochen wurde (bis ca. 1066 war das die Wikingerzeit).

Altnordisch wird als Sammelbezeichnung der sich ab dem 9. Jahrhundert allmählich voneinander differenzierenden Literatursprachen Altdänisch, Altschwedisch, Altnorwegisch und Altisländisch gebraucht. Da das Altisländische für das Studium des Altnordischen die wichtigste Sprache darstellt, werden die Begriffe Altnordisch und Altwestnordisch oft Synonym für Altisländisch benutzt.

Die heutigen Nachfolger des Altnordischen sind die westskandinavischen Sprachen Isländisch, Nynorsk, Färöisch und das ausgestorbene Norn von Orkney und den Shetlandinseln, sowie die ostskandinavischen Sprachen Schwedisch, Bokmål und Dänisch.

Norwegisch geriet ab dem 15. Jahrhundert nach der Kalmarer Union unter starken Einfluss des Dänischen. Es gibt zwei offizielle norwegische Schriftsprachen. Bokmål entstand aus der "Norwegisierung" der dänischen Schriftsprache. Nynorsk eine Kunstsprache aus den konservativen ländlichen Dialekten vor allem West- und Nordnorwegens.

Vom Altnordischen haben sich Isländisch und das nahe gelegene Färöisch innerhalb der letzten tausend Jahre am wenigsten verändert. Beispielsweise weisen beide Sprachen viele grammatische Eigenschaften auf, die in den anderen skandinavischen Sprachen verloren gegangen sind. Im Altnordischen wird sehr genau zwischen den drei Geschlechtern und vier Fällen unterschieden. Auch der puristische moderne Wortschatz des heutigen Isländisch und Färöisch erinnert sehr an das Altnordische.

Die altnordische Sprache hatte auch einen Einfluss auf die Englische Sprache, besonders auf manche Dialekte, wie das Scots, das viele alte skandinavische Lehnworte enthält.

Altnordisch wurde anfangs in Runen geschrieben (teilweise noch im 16. Jahrhundert). Nach der Christianisierung Skandinaviens wurden auch Texte in lateinischer Schrift auf Pergament abgefasst. Die wichtigsten literarischen Texte, die großen Sagas und die Edda des mittelalterlichen Islands entstanden im 13. und 14. Jahrhundert.

Alphabet

Da das Altisländische die wichtigste der altnordischen Sprachen ist, soll hier represäntativ dessen Alphabet dargestellt werden. Die anderen Sprachen weichen nicht wesentlich davon ab.

Das Graphem-Inventar des normalisierten Altisländischen besteht aus folgenden Zeichen:

  • Kurzvokale: <a e i o u y ø ö>
    <ö> wird auch durch ein o mit einem Häkchen dargestellt.
  • Langvokale: <á é í ó ú ý æ Å“>
  • Diphtonge: <au ei ey>
  • Konsonanten: <d ð b f g h j l m n p r s t v x z þ>
    <ð> steht für "weiches th" wie in engl. mother
    <þ> für "th" wie in engl. thing
    <x> gibt die Phonemfolge /ks/ wieder.
    <z> kann die Phonemfolgen /ts/, /ds/ und /þs/ stehen.

Es handelt sich um ein "phonologisch flaches" Schriftsystem

Grammatik

Tolkien und die Altnordische Sprache

Lesebeispiele

Codex Regius Hauksbók Normalisiert Deutsch
Hliods bið ec
allar kindir
meiri oc miNi
mavgo | heimdallar
vilðo at ec ualfa/þr
uel fyr telia
forn | spioll fíra
þa/ er fremst um man.
Hlioðs bið ek allar
helgar kindir
meiri ok minni
mogu heimdallar
villtu at ek vafodrs
vel | fram telia
forn spioll fira
þau er ek fremz vm man.
Hljóðs bið ek allar
helgar kindir,
meiri ok minni
mögu Heimdallar;
viltu, at ek, Valföðr!
vel framtelja
forn spjöll fíra,
þau er fremst um man.
Um Gehör bitte ich alle
heiligen Kinder,
mehr oder minder
Söhne Heimdalls;
Willst du, dass ich, Walvater!
erzählen soll
die alten Zaubersprüche,
die ältesten der Menschen?

(Völuspá, erste Stophe. Hier richtet sich die Völva (Seherin) an den „Walvater“, der niemand anderes ist als Odin, der sie zuvor um Rat gefragt hat.)

Literatur

  • Adolf Noreen: Altisländische und altnorwegische Grammatik, unter Berücksichtigung des Urnordischen. Halle, Max Niemeyer, 1903 (Im Internet als Faksimiles vorhanden)
  • Robert Nedoma: Kleine Grammatik des Altisländischen. Heidelberg, Winter, 2001. ISBN 382531152X

Weblinks


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