Kenneth Sisam
Kenneth Sisam, geboren am 2. September 1887 in Opotiki in Neuseeland, gestorben am 26. August 1971, war ein neuseeländisch-britischer Philologe und der Tutor J. R. R. Tolkiens an der Universität Oxford.
Biographie
Kenneth Sisam war das jüngste von acht Kindern des aus Großbritannien stammenden Polizisten Alfred Sisam und dessen Frau Maria Knights. 1906 kam er durch ein Stipendium ans University College in Auckland, wo er 1908 den Grad eines Bachelor of Arts in Englisch, Latein, Französisch, Mathematik, Rechtswissenschaft und Verfassungsgeschichte erreichte. Zwei Jahre später schloss er mit erstklassigem Ergebnis als Master of Arts in Englisch und Latein ab. Er wurde als Neuseelands Rhodes Scholar ausgewählt und ging mit diesem Stipendium ans Merton College in Oxford zu Professor A. S. Napier, dessen Assistent er wurde.[1] Zu den Studenten seiner Seminare gehörte auch J. R. R. Tolkien.
Im Jahr 1915 heiratete er Naomi Gibbons, die er in Auckland kennen gelernt hatte. Im selben Jahr erreichte er den Grad eines Bachelor of Letters. Ende des Jahres trat er Henry Bradleys Team bei, das am Oxford English Dictionary arbeitete. Außerdem begann er, für die Clarendon Press in Oxford zu arbeiten.
1917 zog Kenneth Sisam nach London, wo er eine Stelle im Ministry of Food antrat. Für seine 1921 veröffentlichte Sammlung mittelenglischer Texte, Fourteenth Century Verse & Prose, erstellte Tolkien das Glossar. 1923 wurde Sisams erster Sohn, Hugh, geboren. Im selben Jahr kehrte er zurück nach Oxford und nahm eine Tätigkeit bei der Clarendon Press auf, wo er später eine leitende Position innehatte.
1925 kandidierte er für die Rawlinson-und-Bosworth-Professur für Angelsächsisch. In der Abstimmung unterlag er nur knapp J. R. R. Tolkien.[2] Ein Jahr später kam sein zweites Kind, Tocher Celia, zur Welt. Seine Arbeit für das Ministerium und dann bei der Oxford University Press ließ ihm nur noch wenig Zeit für eigene Forschungen auf dem Gebiet der Englischen Sprache und Literatur.
Im Jahr 1941 wurde Kenneth Sisam in die British Academy gewählt. Nachdem er 1949 in Ruhestand ging, lebte er bis zu seinem Tod zurückgezogen auf St. Mary’s, der größten der Scilly-Inseln vor der Küste Cornwalls[3].
Werke (Auswahl)
- Havelok notes. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen 1908. 1921, S. 194–199.
- Fourteenth Century Verse & Prose. Clarendon Press, Oxford 1921.
- Studies in the History of Old English Literature. Clarendon Press, Oxford 1953.
- Anglo-Saxon Royal Genealogies. In: Proceedings of the British Academy Vol. 39. 1953, S. 287–348.
- The Structure of Beowulf. Clarendon Press, Oxford 1965.
- The Oxford Book of Medieval English Verse. Mit Celia Sisam. Clarendon Press, Oxford 1970.
Quellen
- Neil Ker: Kenneth Sisam. In: Proceedings of the British Academy Vol. 58. Oxford University Press, 1974. ISBN 0-19-725943-X, S. 408-428.