Maurice Bowra

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Sir Cecil Maurice Bowra (* 8. April 1898 in Jiujiang, China; † 4. Juli 1971 in Oxford) war ein britischer Klassischer Philologe.


Leben und Wirken

Cecil Maurice Bowra wurde als Sohn eines in chinesischen Diensten stehenden britischen Zollbeamten in Jiujiang am Jangtsekiang in China geboren. Er verbrachte seine Jugend ab 1903 in seiner britischen Heimat.[1]

Schon während seiner Schulzeit zeigte er eine Begabung für die klassischen Sprachen. Ab 1917 leistete er als Second Lieutenant der Royal Field Artillery Kriegsdienst an der Westfront, sodass er erst 1919 nach dem Friedensschluss das Studium der klassischen Philologie am New College der Universität Oxford beginnen konnte.

Nach Abschluss des Studiums wurde er 1922 Fellow und Tutor am Wadham College. Im Jahr 1938 wurde er Warden des Wadham College, ein Amt, das er bis zu seiner Pensionierung innehatte. Im selben Jahr wurde er in die British Academy aufgenommen, deren Präsident er von 1958 bis 1962 war.

Von 1946 bis 1951 war er Professor für Poetik und von 1951 bis 1954 Vizekanzler der Universität Oxford.Neben seinen Verwaltungsaufgaben widmete sich Bowra der altgriechischen Literatur. Er hat fast drei Dutzend Bücher verfasst oder herausgegeben. Darunter waren Klassiker sowie russische Dichtung und Literatur, z.B. über die Ilias (1930), über frühgriechische Dichtung (1936), über Sophokles (1944), über Pindar (1964) und über das perikleische Athen (1971). Bowra widmete sich auch der vergleichenden Literaturwissenschaft, worüber er mehrere Werke verfasste, darunter 1952 Heroic Poetry, eine vergleichende Studie der Heldendichtung aller Zeiten und Völker.

Neben der frühen Aufnahme in die British Academy 1938 wurde Bowra am 4. Juni 1969 als ausländisches Mitglied in den deutschen Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen, 1951 zum Knight Bachelor und 1971 zum Companion of Honour geadelt. Acht Universitäten in vier Ländern verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. 1960 wurde er zum auswärtigen Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters gewählt. [2] [3][4]

Bowra war in Oxford als geistvoller Geschichtenerzähler und Gesprächspartner bekannt. Schon als Student scharte er Anhänger um sich, die allgemein als „Borowristas“ bekannt waren. An der Wadham-Universität machte er die von ihm unterrichteten Studenten zu seinen Schützlingen. Zu seinen zahlreichen Bewunderern gehörten der Dichter Lewis und der Kunsthistoriker Kenneth Clark; andere wiederum empfanden ihn als herrschsüchtig und gebieterisch. Einige fanden seine Gelehrsamkeit mangelhaft, und dies war vermutlich einer der Gründe, warum er den Lehrstuhl des Regius-Professors für Griechisch verlor. [5]

Bowra und Tolkien

Die Begegnungen zwischen Tolkien und Bowra ergaben sich in erster Linie aus ihren beruflichen Tätigkeiten und Ämtern. Bowra war beispielsweise Herausgeber der Anthologie The Oxford Book of Greek Verse in Translation, griechische Dichtung in englischer Übersetzung und Tolkien wird die Mitarbeit an deren Einleitung „Introduction Part II - Greek Poetry in Translation“ zugeschrieben. [6].

Ab 1945 kam die Mitgliedschaft in der Oxforder Dante-Gesellschaft hinzu, die sich häufig in den Räumen des Wadham College traf und deren Gastgeber Bowra war. [7][8]

1969 wurde Tolkien für seine literarischen Verdienste für den Ritterschlag in Erwägung gezogen. Bowra äußerte sich in einem Brief an das Komitee, das die Nominierungen prüfte, kritisch gegenüber Tolkien und dessen Werk. Bowras Kritik richtete sich vor allem gegen Tolkiens literarischen Stil und seine Werke, insbesondere Der Herr der Ringe. Er betrachtete diese als weniger wertvoll im Vergleich zu anderen literarischen Leistungen, die seiner Meinung nach eher einen Ritterschlag rechtfertigten. Diese ablehnende Haltung spiegelt die literarischen Vorurteile wider, die Tolkien in den intellektuellen Kreisen der Zeit teilweise entgegenschlugen. Viele seiner Zeitgenossen, besonders in akademischen Kreisen, sahen Fantasy-Literatur nicht als gleichwertig mit klassischen oder "höheren" literarischen Gattungen an.

Trotz Bowras Einwände wurde Tolkien später in jenem Jahr dennoch mit dem "Commander of the Order of the British Empire" (CBE) ausgezeichnet, obwohl es kein Rittertitel war. [9][10]

Bowra in den Tolkien Briefen

Bowra wird von Tolkien im Brief 133 erwähnt.

Quellen

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Bowra
  2. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 195
  3. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) 313
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Bowra
  5. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 195
  6. https://tolkiengateway.net/wiki/The_Oxford_Book_of_Greek_Verse_in_Translation
  7. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 306
  8. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 195
  9. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 306
  10. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 195