Auenland-Kalender
Der Auenland-Kalender (original: Shire Calendar) ist in den Werken J.R.R. Tolkiens der Kalender der Hobbits des Auenlandes. Er unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht vom Gregorianischen Kalender. Die im Herrn der Ringe angegebenen Daten beziehen sich in der Regel auf den Auenland-Kalender.
Beschreibung
Nach dem Auenland-Kalender wird das Jahr in zwölf Monate von jeweils dreißig Tagen eingeteilt. Dazu kommen fünf (in Schaltjahren sechs) Tage, die außerhalb der Monate stehen: der erste und der letzte Tag des Jahres, die Jultage (original: Yuledays) genannt werden, sowie die Lithetage (original: Lithedays) zwischen dem sechsten und dem siebten Monat.
Das Jahr hat also grundsätzlich 365 Tage. In jedem vierten Jahr, mit Ausnahme des letzten Jahres eines Jahrhunderts, wird ein Schalttag (der Überlithe; original: Overlithe) eingefügt. Das bedeutet, dass im Durchschnitt ein Jahr nach dem Auenland-Kalender 365 Tage, 5 Stunden, 45 Minuten und 36 Sekunden dauert. Die Erde benötigt für eine Umrundung der Sonne in etwa 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Das Jahr nach dem Auenland-Kalender ist also 3 Minuten und 10 Sekunden zu kurz. Darüber, ob und wie diese Ungenauigkeit ausgeglichen wird, ist nichts bekannt. Die Zeitrechnung nach dem Gregorianischen Kalender ist genauer. Dort wird jedes vierte Jahr ein Schalttag eingefügt, mit Ausnahme der durch 100 teilbaren Jahre, es sei denn das Jahr ist auch durch 400 teilbar. Ein Jahr nach dem Gregorianischen Kalender ist demnach 26 Sekunden zu lang.
Der Auenlandkalender ist an der Sommersonnenwende ausgerichtet. Der 183. Tag des Jahres, der Mittjahrstag (original: Mid-year's Day) soll möglichst genau dem Termin der Sommersonnenwende entsprechen (diese findet derzeit nach dem Gregorianischen Kalender zwischen dem 20. und 22. Juni statt). Der Gregorianische Kalender dagegen ist an der Frühlings-Tagundnachtgleiche ausgerichtet, die auf den 21. März festgelegt ist. Der Jahresanfang des Auenlandkalenders liegt daher etwa zehn Tage vor dem des Gregorianischen Kalenders.[1]
Feiertage
Die Jultage und die Lithetage sind die wichtigsten Feiertage im Auenland. Die Julzeit (original: Yuletide) umfasst insgesamt sechs Tage, nämlich die drei letzten und die drei ersten Tage eines Jahres (den 29. und 30. Vorjul, den 1. und 2. Jul sowie den 1. und 2. Nachjul). Zu den Lithetagen gehörte der 1. Lithe, der Mittjahrstag, in Schaltjahren der Überlithe, sowie der 2. Lithe.
Seit dem Vierten Zeitalter wird im Westviertel am 6. Astron (April) eine Feier auf der Festwiese veranstaltet. An jenem Tag soll Samweis Gamdschies Geburtstag sein, der Mallorn auf der Festwiese 1420 A.Z. (3020 D.Z.) zum ersten mal geblüht haben und der Jahresbeginn nach dem Kalender von Imladris sein.
Am 2. Blotmath (November) wird im Bockland an das erste Blasen des Horns der Mark im Jahr 1419 A.Z. (3019 D.Z.) durch Meriadoc Brandybock im Kampf gegen die Besatzer unter Saruman erinnert.
Monate
Die Monate des Auenland-Kalenders tragen Namen, die von den altenglischen Monatsnamen abgeleitet sind. Die Hobbits haben sie dereinst von Vorfahren der Rohirrim übernommen. In den Datumsangaben im Herrn der Ringe benutzt Tolkien unsere modernen Monatsnamen, obwohl die Monate des Auenland-Kalenders nicht genau denen des Gregorianischen Kalenders entsprechen. Die Bevölkerung Brees hat den Auenland-Kalender übernommen, die Monate tragen jedoch teilweise ander Namen.
Name | Bedeutung | Entsprechung | Name in Bree | Bedeutung |
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Nachjul (original: Afteryule) | von „æfter Gêola“, nach der Wintersonnenwende | Januar | Frery[2] | von „frêorig“, frostig |
Solmath | von „Solmônað“, möglicherweise Schlamm-Monat (mud-month) | Februar | Solmath | |
Rethe | von „Hrêðmônað“, Ruhmes-Monat (glory-month) | März | Rethe | |
Astron | von „Êastermônað“, Oster-Monat, nach der Göttin „Eostre“ | April | Chithing[2] | von „cîþing“; „cîþ“ bedeutet Keim, Spross |
Thrimidge | von „Þri-milce“, drei Milch-Gaben (three milk-givings) | Mai | Thrimidge | |
Vorlithe (original: Forelithe) | von „ærra Lîða“, vor Lîða, früher Lîða | Juni | Lithe | von „Lîða“, mild |
Nachlithe (original: Afterlithe) | von „æfter Lîða“, nach Lîða, später Lîða | Juli | Mede | von „mæd“, Wiese |
Wedmath | von „Wêodmônað“, Unkraut-Monat (weed-month) | August | Wedmath | |
Halimath | von „Hâligmônað“, heiliger Monat (holy-month) | September | Erntemath (original: Harvestmath) | von „Hærfestmônað“, Ernte-Monat, Herbst-Monat |
Winterfilth | von „Winterfylleð“, Winterfülle (winter-fullness) | Oktober | Wintring | von „wintrig“, winterlich |
Blotmath (Krege: Blothmath) | von „Blôtmônað“, Opfer-Monat (sacrifice-month) | November | Blooting (Krege: Bluting) | von „blôt“, Opfer |
Vorjul (original: Foreyule) | von „ærra Gêola“, vor der Wintersonnenwende | Dezember | Julmath[2] (original: Yulemath) | von „Gêolmônað“, Wintersonnenwende-Monat |
Wochentage
Die Woche nach dem Auenland-Kalender ist in sieben Tage eingeteilt, was die Hobbits von den Dúnedain übernommen haben. Die Namen der Wochentage sind Übersetzungen der von den Dúnedain verwendeten Namen, die diese wiederum im wesentlichen von denen der Elben abgeleitet haben.
Die Namen der Wochentage sind von altenglischen Wörtern abgeleitet. Wolfgang Krege hat für seine Übersetzung des Herrn der Ringe teilweise andere Wörter verwendet.
Carroux | Tolkien | Krege | Bedeutung | Entsprechung |
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Stertag (abgeleitet von älterem Sterrendei) | Sterday (von Sterrendei) | Sterntag (von Sterrendei) | abgeleitet von „steorra“, Stern und „dæg“, Tag | Samstag/Saturday |
Sonntag (von Sunnendei) | Sunday (von Sunnendei) | Sonntag (von Sunnendei) | abgeleitet von „sunne“, Sonne | Sonntag/Sunday |
Montag (von Monendei) | Monday (von Monendei) | Mondtag (von Monendei) | abgeleitet von „môna“, Mond | Montag/Monday |
Trewstag (von Trewesdei) | Trewsday (von Trewesdei) | Baumstag (von Bomsdei) | abgeleitet von „trêow“, Baum | Dienstag/Tuesday |
Hevenstag, Henstag (von Hevenesdei) | Hevensday, Hensday (von Hevenesdei) | Himmelstag (von Hemelsdei) | abgeleitet von „heofon“, Himmel | Mittwoch/Wednesday |
Merstag (von Meresdei) | Mersday (von Meresdei) | Meerstag (von Meresdei) | abgeleitet von „mere“, Meer | Donnerstag/Thursday |
Hochtag (von Hochdei) | Highday (von Hihdei[3]) | Hochtag (von Hohdei) | abgleitet von „hêah“, hoch | Freitag/Friday |
Der wichtigste Tag der Woche ist der Hochtag/Freitag, der also insoweit etwa unserem Sonntag entspricht.
Im englischen Original reimen sich die Namen der Wochentage Trewsday, Hensday, Mersday und Highday auf ihre modernen Entsprechungen Tuesday, Wednesday, Thursday und Friday.
Geschichte
Der Auenland-Kalender basiert auf der Königs-Zeitrechnung der Númenórer. Die von Gondor ausgehenden Umstellungen auf die Truchsessen-Zeitrechnung ab 2060 D. Z. und schließlich auf die Neue Zeitrechnung ab 3019 D. Z. werden von den Hobbits nicht übernommen, im Gegensatz zu fast allen anderen die Gemeinsprache verwendenden Völkern.
Auenland-Reform
Etwa im 11. Jahrhundert der Auenland-Zeitrechnung beschließen die Hobbits, dass der Mittjahrstag (und in Schaltjahren der Überlithe) zu keiner Woche mehr gehören soll. Damit erreichen sie, dass jeder Tag in jedem Jahr auf jeweils denselben Wochentag fällt. Der erste Tag des Jahres, der 2. Jul, ist beispielsweise immer ein Samstag (Stertag), der letzte Tag des Jahres, der 1. Jul, immer ein Freitag (Hochtag).
Seither beginnt kein Monat mit einem Freitag, deshalb gibt im Auenland ein Sprichwort, für etwas, das nie passieren wird (vgl. „St. Nimmerleinstag“): „am Freitag dem Ersten“. Komplett lautet das Sprichwort: „am Freitag dem ersten Sommerfilth“, wobei der Name des nichtexistierenden Monats „Sommerfilth“ an den des „Winterfilth“ angelehnt ist.
Sonstiges
- Für eine Gegenüberstellung der Daten nach dem Auenland-Kalender und ihrer Entsprechungen nach anderen in Mittelerde gebräuchlichen Kalendern siehe Kalender-Übersicht.
- Für die Jahreszählung der Hobbits siehe Auenland-Zeitrechnung.
Anmerkungen
- ↑ In Anhang D des Herrn der Ringe schreibt Tolkien außerdem, dass folglich unser Neujahr mehr oder weniger dem 9. Nachjul entspreche. Manche Leser, wie Boris Shapiro in seinem Aufsatz The Calendars of Imladris, Gondor and the Shire, haben daher Gegenüberstellungen erarbeitet, die von der Entsprechung des 1. Januars mit dem 9. Nachjul ausgehen. Der Mittjahrstag entspricht dann dem 23. Juni des Gregorianischen Kalenders.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Die Namen Frery, Chithing und Vorjul sind auch im Ostviertel des Auenlandes gebräuchlich.
- ↑ Ältere englischsprachige Ausgaben des Herrn der Ringe haben hier den Druckfehler „Highdei“.
Quellen
- J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Übersetzt von Margaret Carroux und Ebba-Margareta von Freymann. Klett-Cotta, Stuttgart 1969/1970.
- Anhang C: Familienstammbäume – Tuk von Groß-Smials
- Anhang D: Die Kalender
- J. R. R. Tolkien: The Peoples of Middle-earth. The History of Middle-earth, Band XII. Herausgegeben von Christopher Tolkien. HarperCollins, London 1996. Part One: The Prologue and Appendices to The Lord of the Rings – IV The Calendars
- Wayne G. Hammond, Christina Scull: The Lord of the Rings: A Reader's Companion. HarperCollins, London 2005. Appendix D: The Calendars
- Boris Shapiro: The Calendars of Imladris, Gondor and the Shire and their adaptation for Gregorian reckoning. In: Gwaith-i-Phethdain. URL: http://www.elvish.org/gwaith/calendars.htm (Abgerufen: 11. Juli 2006, 17:14 UTC)