Legendarium

Aus Ardapedia

Als Legendarium bezeichnete J. R. R. Tolkien die Gesamtheit seiner Geschichten über Ea.

Beschreibung

Das Legendarium umfasst Geschichten aus den ersten vier Zeitaltern Ardas, außerdem einen Schöpfungsbericht der Entstehung Eas und Berichte von Ereignissen vor dem Beginn der Zeitrechnung. Die wichtigsten „Zyklen“ innerhalb des Legendariums sind

In diese großen Zyklen (Tolkien verwendete den Begriff Legendarium abweichend auch für diese drei Hauptteile) sind zahlreiche weitere Geschichten verwoben, etwa die Geschichte von Beren und Lúthien, Die Geschichte der Kinder Húrins, oder die Geschichte Von Tuor und dem Fall von Gondolin.

Überlieferung

Tolkien hat andeutungsweise eine komplexe Überlieferungsgeschichte der von ihm „ausgewählten“, „übersetzten“ und veröffentlichten Geschichten erdacht. Die Quellen seiner Veröffentlichungen seien Bücher aus den Bibliotheken des Auenlandes in Untertürmen, Groß-Smials und im Gut Brandy.

Die Hauptquelle sei jedoch das Rote Buch der Westmark, das im Wesentlichen das Material für den Hobbit und den Herrn der Ringe, sowie das Silmarillion und die Kinder Húrins liefere. Erhalten sei das Rote Buch nur noch in einer Kopie des Buches des Thains, die im Auenland überdauert habe.

Werkgeschichte

Der Beginn der Entstehung des Legendariums – zumindest in schriftlicher Form – ist im Jahr 1914 anzusiedeln, als Tolkien 22 Jahre alt war. Die Entwicklung der Geschichten riss erst 1973 mit dem Tod Tolkiens ab.

Aus dem Jahr 1914 sind Gedichte über Earendel erhalten, die die ersten Grundzüge der Geschichte von Earendil enthalten, sowie eine Umarbeitung der tragischen Geschichte von Kullervo aus dem Kalevala, die als Vorläufer der Geschichte der Kinder Húrins gelten kann.

Sein endgültiges entrée in die Sagenwelt Eas feierte Tolkien mit der Niederschrift von Der Fall von Gondolin, vermutlich früh im Jahr 1917. In den folgenden Jahren brachte er Das Buch der Verschollenen Geschichten in die Nähe der Vollendung, womit die Geschichten der später so genannten Altvorderenzeit in allen wesentlichen Grundzügen vorlagen. Die Verschollenen Geschichten gab er jedoch zu Gunsten des Stabreimgedichtes The Children of Húrin auf. Auch dieses ließ er unvollendet und begann 1925 das Gedicht The Lay of Leithian, das er wiederum 1931 aufgab.

1926 schrieb Tolkien eine „Kurzfassung“ der Verschollenen Geschichten, die er bis 1930 zur Quenta Noldorinwa ausbaute – der längsten vollständigen Fassung und dem Grundstein des Silmarillions. Die Quenta Noldorinwa erweiterte er zur Quenta Silmarillion, bis er 1937 diese Arbeit unterbrach.

In diesem Jahr erschien Der Hobbit, der in den Jahren 1930 – 1932 entstanden war. Unverzüglich, im Herbst 1937, begann Tolkien sein magnum opus, den Herrn der Ringe, als Fortsetzung des Hobbit zu schreiben – und brachte ihn 1949 in eine endgültige Form.

Nachdem Tolkien 1951 ausführliche Prosafassungen der Geschichte von Beren und Lúthien und der Geschichte Von Tour und dem Fall von Gondolin als Fragmente liegen ließ, begann er die lange Prosafassung der Kinder Húrins und brachte sie beinahe zum Abschluss.

Kanon

Aus der oben dargestellten Werkgeschichte resultiert oft eine enorme Vielfalt an Texten, die zwar dasselbe Thema behandeln, sich aber in Stil, Aufbau oder Form stark unterscheiden, oder gar sich widersprechende Darstellungen eines einzigen Sachverhaltes beinhalten. In vielen Fragen ist keine endgültige Antwort des Autors bekannt.

Leser versuchen, diese verwirrende Vielfalt zu ordnen. Schon der Begriff Legendarium ist ein solches Ordnungsprinzip – das verschiedene Schriften Tolkiens in kanonische und nicht-kanonische einteilt. Die Vielfalt der Ansichten über diesen Kanon ist nicht geringer als die textuelle Vielfalt. Extrempositionen in diesem Meinungsspektrum sind etwa die Ansicht, Der Hobbit gehöre nicht zum Legendarium – oder das Gegenteil, auch unstimmige und mit inneren Widersprüchen behaftete Textgruppen seien völlig „gültig“, solange sie nur von Tolkien selbst verfasst wurden.

Weitere Brisanz bringt Die Geschichte Mittelerdes mit sich, in der Christopher Tolkien beispielsweise auf die Punkte hinweist, in denen die veröffentlichten Texte wahrscheinlich nicht den Intentionen des Autors entsprechen. Auch ermöglicht er mit dieser Editionsreihe das kritische Hinterfragen seiner Textausgaben, besonders des Silmarillion.

Quellen

J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe.

  • Prolog
    • Anmerkungen zu den Aufzeichnungen vom Auenland

J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter.

  • Nr. 131 an Milton Waldman, 1951
  • Nr. 153 an Peter Hastings (Entwurf), im September 1954
  • Nr. 154 an Naomi Mitchinson, am 25. September 1954
  • Nr. 163 an W. H. Auden, am 7. Juni 1955

J. R. R. Tolkien: Die Kinder Húrins. Herausgegeben von Christopher Tolkien.

  • Anhang
    • (1) Die Entwicklung der großen Geschichten

J. R. R. Tolkien: The History of The Hobbit. Herausgegeben von John D. Rateliff.

  • Introduction
    • (i) Chronology of Composition