Gondolin
Gondolin ist im Legendarium eine noldorische Stadt in Beleriand.
Zeitangabe
Beschreibung
Lage
Die Stadt Gondolin lag auf dem Amon Gwareth in der südlichen Hälfte des Tals von Tumladen. Das Tal selbst befand sich inmitten der Echoriath, einem Ring hoher und steiler Berge, östlich des Sirion und nördlich von Beleriand. Der einzige Zugang war ein ausgetrocknetes Flussbett im Südwesten.
Aufbau
Die Stadt Gondolin wurde von Turgon im Andenken an Tirion in Valinor gebaut. Daher ließ Turgon die Stadt von seinen kunstfertigsten Untertanen errichten. In der langen Friedenszeit arbeiteten die Gondolindrim ständig weiter an ihrer Stadt und schließlich konnten sie sie mit Tirion vergleichen. Sie war die ruhmreichste und meistbesungene Stadt der Elben in den Hinnenlanden.
Die Stadt befand sich auf dem abgeflachten Gipfel des Amon Gwareth. Auf diesem Berg entsprangen viele Quellen, die die Gondolindrim in Brunnen und kleine Wasserfälle umwandelten, um ihre Stadt noch schöner und lebendiger zu gestalten. Um die Springbrunnen wurden Plätze errichtet, um die Brunnen für alle sichtbar zu halten. Besonders im Süden der Stadt waren viele Quellen.
Ganz Gondolin wurde aus weißem Marmor und weißem Stein erbaut. Durch diese weiße Farbe wirkte Gondolin wie ein eingefasstes, weißes Juwel in dem von Schnee umgebenen Tal. Die Stadtmauern waren hoch und dick, ebenso die beiden darin eingelassenen Tore im Westen und im Norden. Die Torflügel bestanden aus massiven Eisen. Die Straßen Gondolins waren steinern und gepflastert, darüber hinaus noch mit Marmor eingefasst. Auch die Häuser waren weiß und besaßen Gärten voller Blumen und Bäume. Die Gondolindrim bauten gerne hohe Türme, die aus Marmor bestanden, und kunstfertig verziert waren. Am größten Platz der Stadt befand sich das größte Gebäude, der Königspalast. Davor lagen der größte Brunnen und der höchste Turm der Stadt, sowie die beiden küstlichen Bäume Glingal und Belthil.
Im Norden der Stadt befand sich ein besonders steiler, schwarzer Felsvorsprung, der Caragdûr. Dort wurde Eol in den Tod gestürzt.
Gesellschaft
Herrscher
Herr und König von Gondolin war Turgon. Die Stadt hatte keine Königin, da Turgons Gemahlin Elenwe beim Übergang über die Helcaraxe gestorben war. Daher war Turgons Tochter Idril die einzige Erbin des Throns. Weitere Mitglieder der Königsfamilie waren die Schwester Turgons, Aredhel, sowie später ihr Sohn Maeglin.
Der König erließ Gesetze, wie das Gesetz, nach dem niemand Gondolin verlassen dürfe, und sprach Urteile, zum Beispiel Eols Todesurteil nach seinem Mord an Aredhel. Dafür besaß der König einen speziellen Gerichtsstab.
Gleichzeitig war er Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ließ durch diese Vollmacht Wachen auf den umgebenden Bergen und besonders am Ausgang der Orfalch Echor aufstellen. Das Heer Gondolins war darüber hinaus in zwölf sogenannte Häuser unterteilt. Dem König stand ein Rat aus Fürsten zur Seite, der jedoch eine rein beratende Funktion hatte und den König nicht überstimmen konnte.
Nach Turgons Tod wurde Tuor und nach ihm sein Sohn Earendil von vielen als neuer Anführer akzeptiert.
Bewohner
Die anfängliche Bevölkerung bestand zu einem Drittel aus dem Volk von Fingolfin. Dem gegenüber stand eine noch größere Menge an Sindar. In der langen Zeit des Friedens hatten sich die Einwohner entsprechend vermehrt, sodass Turgon in der Nirnaeth Arnoediad ein zehntausend Mann großes Heer aufbieten konnte.
Vom Körperbau her waren die Einwohner Gondolins klein, schlank und geschmeidig. Darüber hinaus konnte sie schnell laufen und verfügten über ein hohes Maß an Bildung. Sie besaßen liebliche Stimmen. Besonders die weiblichen Gondolindrim waren so schön wie die Gestirne am Himmel.
Die Gondolindrim waren ein sehr kunstfertiges Volk, was an der langen Friedenszeit lag. Sie schufen viele schöne Dinge, so zum Beispiel den Elessar. Mit der Zeit wurden die Einwohner Gondolins sehr reich, da sie endlos viele Edelsteine und Metalle fanden. Doch auch Waffen wurden von ihnen geschmiedet. Die dazu benötigten Erze fanden sie in den umliegenden Bergen, besonders im Norden. Beispiele für ihr hohes Können waren die drei Schwerter Glamdring, Orkrist und Stich, die bis weit ins Dritte Zeitalter hinein brauchbar waren. Bei Kämpfen waren die Gondolindrim mit schimmernden Kettenpanzern, langen Schwertern und Speeren ausgerüstet. Auch gab es sehr viele, gute Bogenschützen in Gondolin. Diese hatten genug Pfeile, um jahrelang ununterbrochen damit schießen zu können.
Sprache
Die Alltagssprache in Gondolin war, wie nach Thingols Bann des Quenya überall in Beleriand, Sindarin. Allerdings wurde die Sprache mit einem leichtem Dialekt gesprochen, da die Gondolindrim lange von ihrem Volk getrennt war. Doch auch das Quenya geriet nicht in Vergessenheit und am Ende des Ersten Zeitalters war das Quenya aus Gondolin das einzige, das noch existierte, da alle anderen Noldor vernichtet worden waren.
Geschichte
Gründung
Obwohl die Noldor nach der Dagor-nuin-Giliath Morgoth vorerst besiegt glaubten, befiel die Fürsten Finrod und Turgon eine seltsame Unruhe mit beunruhigenden Träumen. Während Finrod daraufhin Nargothrond gründete, fand Turgon unter Ulmos Führung schließlich das Tal von Tumladen und beschloss dort eine Stadt nach dem Vorbild Tirions zu errichten. Daraufhin führte er die kühnsten und geschicktesten seiner Untertanen im Jahr 64 in das Tal und nach 52 Jahren Bauzeit war die Stadt im Jahr 116 fertig gestellt. Unter dem Schutz Ulmos und der Adler Manwes, die in den umliegenden Bergen ihre Nester hatten, begann Gondolin aufzublühen und erlebte im Folgenden eine lange Periode des Friedens.
Maeglins Ankunft
Über zweihundert Jahre verlebte Gondolin in glücklichem Frieden. Während der Dunkle Herrscher im Norden von den Streitkräften der Noldor belagert wurde, lebten die Bewohner Gondolins unbehelligt von den Ereignissen außerhalb ihrer Stadt. Aredhel, die Schwester des Königs, wurde jedoch der Pracht und Schönheit der Stadt überdrüssig und bat Turgon, Gondolin verlassen zu dürfen. Zunächst lehnte er dies, am Ende gab er ihrem Drängen aber nach und ließ sie gehen.
Im Jahr 400 kehrte sie gemeinsam mit ihrem Sohn Maeglin, den sie in der Zwischenzeit in Nan Elmoth zur Welt gebracht hatte, zurück. Maeglins Vater Eol jedoch war den beiden gefolgt und als er versuchte, die Tore der Stadt zu durchschreiten, geriet er in die Gefangenschaft von Turgons Wachen. Als man ihn vor den König brachte, weigerte Eol sich, Turgon als seinen Herrn anzuerkennen. Da er dies auch nicht für seinen Sohn wollte, versuchte er Maeglin zu töten. Der Mordversuch scheiterte jedoch und stattdessen kam Aredhel ums Leben. Als Strafe für seine Tat wurde Eol hingerichtet. Maeglin gewann unter Turgons Obhut bald großes Ansehen unter den Bewohnern Gondolins. Vor allem sein handwerkliches Geschick brachte ihm viel Anerkennung.
Beteiligung an den Kriegen von Beleriand
An der Dagor Bragollach nahm Gondolin nicht teil, aber Turgon nahm die Flüchtlinge Húrin und Huor für ein Jahr bei sich auf. Sie waren die ersten Menschen in Gondolin. Weiteren Einfluss hatte die Schlacht dadurch, dass Turgon begann, Boten in Richtung Valinor zu schicken, um die Valar um Vergebung zu bitten. Außerdem wurde Fingolfins Leiche von Thorondor in die Berge nördlich von Tumladen gebracht, wo Turgon ihn unter einer Pyramide bestattete.
Als Turgon von den Planungen zu einem gemeinsamen Angriff auf Angband hörte, sammelte er ein Heer von zehntausend Gondolindrim und unterstützte seinen Bruder Fingon, den Hohen König der Noldor, in seinem Vorhaben. Da er bei dem unbedachten Sturmangriff der Noldor nicht teilnahm, konnte er sich nach der Niederlage in der Nirnaeth Arnoediad mit geringen Verlusten und dem Rest von Fingons Heer nach Gondolin zurückziehen. Dabei wurde das Heer der Gondolindrim von den Menschen unter Húrin und Huor gedeckt. Nachdem Turgon wieder in Gondolin angekommen war, ließ er am Ausgang der Orfalch Echor von Maeglin ein weiteres Tor schmieden. Turgon war nun Hoher König der Noldor und der letzte Feind Morgoths.
Tuors Ankunft
Im Jahre 495 kam Tuor dank Ulmos Führung durch die Sieben Tore in Gondolin an, doch der König hörte nicht auf den Rat des Vala, die Stadt zu verlassen, und ließ stattdessen den einzigen Zugang zur Stadt, den Trockenen Fluss, zuschütten. Tuor blieb in Gondolin und heiratete nach wenigen Jahren, in denen er in der Stadt zu großem Ansehen gekommen war, die Königstochter Idril. Ein Jahr später, im Jahre 503, kam ihr gemeinsamer Sohn Earendil der Halbelb auf die Welt.
Verrat durch Maeglin und Zerstörung
Zwischenzeitlich verriet Húrin, der jahrelang von Morgoth gefangen gehalten worden war, versehentlich die ungefähre Lage Gondolins. Im Jahr 510 kam es dann zum Fall von Gondolin. Maeglin wurde bei einem Ausflug in das Bergwerk Anghabar von Orks ergriffen. Er verriet Morgoth die Lage der Stadt und dieser vernichtet die Stadt mit Orks, Balrogs und Drachen. Idril und Tuor konnten durch einen geheimen Tunnel fliehen und retteten so rund achthundert Gondolindrim vor dem Untergang der Stadt, bei dem auch König Turgon starb (siehe Schlacht um Gondolin). Bei ihrer Flucht über die nördlichen Berge über die Cirith Thoronath wurden die Flüchtlinge angegriffen und konnten nur unter Opfern und mit Hilfe der Adler entkommen. Die Überlebenden rund 580 Elben kamen schließlich an den Sirion-Mündungen an und vermischten sich dort mit dem Volk von Elwing von Doriath.
Namen
Beim Aufenthalt Tuors in Gondolin wurden ihm die sieben Namen der Stadt genannt. Einige dieser Namen scheinen gegensätzlich zum Sindarin, dass Tolkien sonst im Ersten Zeitalter verwendete, gebildet zu werden. So sollte es normalerweise nicht Gondothlimbar sondern Gondolindrimbar heißen. Diese Abweichungen sind wohl auf den Dialekt zurückzuführen.
- Ondolinde, Quenya für ‚Fels der Wassermusik‘: ursprünglicher Name der Stadt Turgons
- Gondolin, Sindarin für ‚Verborgener Fels‘: sprachgeschichtliche Weiterentwicklung von Ondolinde
- Gondobar, Sindarin für ‚Stadt aus Stein‘
- Gondothlimbar, Sindarin für ‚Stadt der Bewohner der Steine‘
- Gwarestrin, Sindarin für ‚Turm der Wacht‘
- Gar Thurion, Sindarin für ‚Verborgener Ort‘
- Lothengriol oder auch Lothladen, Sindarin für ‚Blume, die auf der Ebene blüht‘
Quellen
- J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion. Herausgegeben von Christopher Tolkien.
- Quenta Silmarillion,
- XV Von den Noldor in Beleriand
- XVI Von Maeglin
- XVIII Vom Verderben Beleriands und von Fingolfins Ende
- XX Von der Fünften Schlacht: Nirnaeth Arnoediad
- XXIII Von Tuor und dem Fall von Gondolin.
- Quenta Silmarillion,
- J. R. R. Tolkien: Nachrichten aus Mittelerde. Herausgegeben von Christopher Tolkien.
- Teil Eins: Das Erste Zeitalter
- I. Von Tuor und seine Ankunft in Gondolin.
- Teil Eins: Das Erste Zeitalter
- J. R. R. Tolkien: Das Buch der Verschollenen Geschichten Teil 2. Herausgegeben von Christopher Tolkien.
- III Der Fall von Gondolin.
- J. R. R. Tolkien: Der Hobbit.
- Kapitel III: Eine kurze Rast.