Blatt von Tüftler

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Blatt von Tüftler
von J. R. R. Tolkien

Inhalt

Tüftler (orig.: Niggle) ist ein Maler, der sich daran versucht, das Bild eines großen Baumes zu malen. Er lässt seine restlichen Werke unbeendet oder baut sie in das Bild des Baumes ein. Doch trotzdem wird er nie fertig, denn im Hintergrund seines Bildes öffnen sich weite Landschaften und Berge, denen er sich auch zu widmen sucht. Auch sein Nachbar Herr Paris (orig.: Mr. Parish) hält ihn von der Arbeit ab.

Schließlich muss er sich auf eine Reise begeben. Er ist sich bereits die ganze Zeit darüber im Klaren, dass er diese Reise antreten muss und dass sie unvermeidlich ist, doch als man ihn abholt, kommt sie für ihn doch überraschend und viel zu schnell.

Er lernt, sich seine Zeit einzuteilen und reist weiter in eine Gegend, wo er seinen Baum, den er nie fertigmalen konnte, findet. Auch auf Herrn Paris trifft Tüftler schließlich, doch dieser ist noch nicht bereit weiter zu reisen. Tüftler indes wendet sich mit einem Führer Richtung Berge, um mehr von seinem Bild zu erkunden, das ihm vor seiner Reise verborgen geblieben war.

Die Gegend erhält schließlich den Namen Tüftlers Paris (orig.: Niggle's Parish).

Inspirationsquellen

J. R. R. Tolkien gibt selber an, dass er die Geschichte natürlich auch aus seiner Baumliebe heraus geschrieben hatte. Allerdings verarbeitete Tolkien darin auch sein „Beschäftigtsein“ mit The Lord of the Rings. In den 1940er Jahren war Tolkien der Ansicht, dass sein Buch entweder in vielen Einzelheiten oder gar nicht fertig werden würde. Er hatte die Befürchtung oder sogar die Gewissheit, dass er The Lord of the Rings niemals fertig bekommen würde.

Wie Tüftler begann Tolkien mit etwas Vordergründigem, dem Lord of the Rings, dann tat sich im Hintergrund eine weite Landschaft auf, Erzählungen die noch erzählt werden müssten, was allerdings zu Lebzeiten unmöglich zu sein schien.

Ich glaube, Celebrimbor bewegt Dich so, weil man darin plötzlich einen Ausblick auf endlose nicht erzählte Geschichten erhält: auf Berge, von weitem gesehen, die man nie besteigen wird, und ferne Bäume (wie bei Niggle), denen man niemals näher kommt – und wenn, dann werden sie eben zu »nahen Bäumen« (es sei denn sie stünden im Paradies oder in Niggle's Parish).

—” J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter. Brief 96 An Christopher Tolkien (30. Januar 1945).

Werksgeschichte

Irgendwann um das Jahr 1943 schrieb J. R. R. Tolkien seine Kurzgeschichte The Tree. Wie Tolkien selber mehrfach angibt, setzte er sich eines Tages einfach nieder und schrieb in ein paar Stunden die Geschichte des Künstlers Niggle. Im Gegensatz zu seinen übrigen Werken, wie The Lord of the Rings oder The Hobbit, kostete diese Geschichte Tolkien nicht übermäßig große Mühen und Umarbeitungszeit, denn tatsächlich blieb die Urfassung dieser Geschichte bis zur Veröffentlichung fast unverändert.

Am 12. Oktober 1944 schickte Tolkien seine Geschichte, nun unter dem Titel Leaf by Niggle an die Herausgeber der Dublin Review. Diese hatten Tolkien um Gedichte oder etwas Erzählerisches gebeten. Im Januar 1945 veröffentlichte The Dublin Review J. R. R. Tolkiens Leaf by Niggle. Dort fiel sie Stanley Unwins älterem Sohn, Kinderbuchautor David Storr Unwin (Pseudonym David Severn; 1918–2010) auf, der seinem Vater vorschlug diese und einige weitere Geschichten in einem Band zu veröffentlichen. Tolkien zeigte sich sehr erfreut, weil Leaf by Niggle außerhalb von Tolkiens Bekanntenkreis ansonsten kaum Beachtung gefunden hatte.

1963 nahm Allen & Unwin Kontakt zu Tolkien auf, weil sie ein Buch mit seiner Rede On Fairy-Stories und Leaf by Niggle herausbringen wollten. 1964 erschien der Sammelband unter dem Titel, den Tolkien vorgeschlagen hatte: Tree and Leaf.

1975 erschien die deutsche Übersetzung von Margaret Carroux unter dem Titel Blatt von Tüftler in Fabelhafte Geschichten. 1982 erschien Blatt von Tüftler dann erneut, neben Über Märchen in Baum und Blatt.

Quellen

  • J. R. R. Tolkien: Blatt von Tüftler. Erschienen in Fabelhafte Geschichten.
  • J. R. R. Tolkien: Briefe. Herausgegeben von Humphrey Carpenter.
    • Briefe #84, #96, #199, #248.