Zwerge: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. September 2008, 18:54 Uhr

Die Zwerge (Original: Dwarves; Singular: Dwarf; Sindarin: Hadhod) sind ein fiktives Volk von Kleinwüchsigen, das die von J. R. R. Tolkien geschaffene Fantasy-Welt von Mittelerde bewohnt.

Zeitangabe

Das Erste Zeitalter

  • nach 1050 (JB) Die sieben Väter der Zwerge erwachen irgendwann während des Ersten Zeitalters nach dem Erwachen der Elben
  • 1250 (JB) In Beleriand begegnen Zwerge und Sindar einander zum ersten Mal
  • 1300 (JB) Die Zwerge von Belegost helfen König Thingol beim Bau von Menegroth
  • um 60-473 (JS) In Beleriand unterstützen die Zwerge die Elben im Kampf gegen Morgoth
  • um 100 (JS) Zwerge helfen Finrod beim Bau von Nargothrond
  • 473 (JS) Azaghâl, der Fürst von Belegost, verwundet in der Nirnaeth Arnoediad den Drachen Glaurung schwer, er erliegt jedoch seinen Verletzungen.
  • 500 (JS) Der letzte bekannte Kleinzwerg Mîm stirbt.
  • 505 (JS) Zwerge aus Nogrod erschlagen Thingol. Um ihre daraufhin getöteten Verwandten zu rächen, greifen die Zwerge aus Nogrod Doriath an und verwüsten es. Auf dem Heimweg wird ihr Heer von den Laiquendi Ossiriands und den Ents, angeführt von Beren, vernichtet.

Das Zweite Zeitalter

  • ca. 20 viele Zwerge aus den zerstörten Städten in den Ered Luin kommen nach Khazad-dûm
  • 1697 Sauron fällt in Eriador ein und erobert Eregion. Die Zwerge kämpfen an seiten der Elben von Lórien, müssen sich jedoch zurückziehen und verschließen das Hulstentor.
  • 3434 Krieg des Letzten Bündnisses, doch nur wenige Zwerge nehmen teil

Das Dritte Zeitalter

Beschreibung

Zwergenkrieger

Die Zwerge sind ein Volk von Handwerkern, das in unterirdischen Bauten im Gebirge lebt. Sie sind von kleinem Wuchs, kräftig und tragen volle, lange Bärte. Im Allgemeinen gelten Zwerge als tüchtig. Sie sind sehr gute Handwerker und ausgezeichnete Bergleute. Sie verfügen über eine hochentwickelte Schmiedekunst und sind hervorragende Steinmetze, die prachtvolle Höhlenstädte errichten und Straßen anlegen. Die Zwerge gelten ebenso als tapfere und starke Krieger, sowie als zuverlässige Verbündete, wenngleich sie sehr eigensinnig, aufdringlich und habgierig sind. Sie lieben alles Schöne, solange es aus Metall, Kristall oder Gestein besteht.

Obwohl sie tapfer und unbeirrbar sind, würden Zwerge niemals freiwillig auf Pferden reiten (Stattdessen besitzen einige kleine, kräftige Ponys). Sie halten sich auch keine Tiere, nicht einmal Hunde.

Den Legenden der Elben zufolge wurden die Zwerge von dem Vala Aule erschaffen. Da Aule schwierige Zeiten kommen sah, machte er die Zwerge klein, zäh und stark. Während die Elben der Ansicht sind, dass die Zwerge nach ihrem Tod wieder zu dem Stein werden, aus dem sie einst geschaffen wurden, glauben die Zwerge selbst, dass sie nach ihrem Tod von Aule nach Mandos in eigene Hallen geführt werden. Nach der Letzten Schlacht, so glauben die Zwerge, werden sie Aule dabei helfen Arda wieder aufzubauen.

Fremden gegenüber halten sich Zwerge stets sehr bedeckt, so dass unser Wissen über diese Rasse allein auf den Überlieferungen der anderen Völker von Mittelerde basiert.

Die sieben Väter der Zwerge

In seiner Ungeduld die Kinder Ilúvatars zu sehen erschuf Aule die sieben Väter der Zwerge, die er paarweise in unterirdischen Hallen in verschiedenen Gegenden Mittelerdes schlafen gelegt hatte, ausgenommen Durin, den ältesten von ihnen. Sie sollten auf Ilúvatars Wunsch erst nach den Elben erwachen. Von den sieben Stämmen der Zwerge geht je einer auf einen dieser sieben Väter zurück, von denen jeder innerhalb seines eigenen Stammes mehrfach wiedergeboren wird.

Die sieben Stämme der Zwerge

Am bekanntesten ist Stamm der Langbärte (orig. Longbearts), der aufgrund seines Stammesvaters Durin auch als Durins Volk bezeichnet wird und lange Zeit Khazad-dûm bewohnt. Die Stämme der Feuerbärte (Firebeards) und Breitschultern (Broadbeams) erwachten in den Ered Luin und gründeten offensichtlich die Städte Nogrod und Belegost. Weiterhin gibt es die Stämme der Eisenfäuste (Ironfists) und Steifbärte (Stiffbeards), die ihre Hallen weit im Osten haben. Ebenfalls östlich leben die Schwarzlocken (Blacklocks) und die Steinfüße (Stonefoots).

Eine „Unterart“ der Zwerge sind die Kleinzwerge, die vermutlich noch vor dem Ende des Ersten Zeitalters ausstarben. Es handelte sich um Verbannte aus den östlichen Zwergenreichen.

Zwergenfrauen

Dís, die Zwergenfrau

Die Zwergenfrauen machen nur etwa ein Drittel der Gesamtzahl aller Zwerge aus. Das Besondere an ihnen ist, dass sie ebenfalls Bärte tragen. Auch sonst sind sie den männlichen Zwergen in Stimme, Erscheinung und Kleidung sehr ähnlich, so dass andere Völker sie nicht voneinander unterscheiden können. Sie gehen nur in Notzeiten auf Reise und sind daher selten anzutreffen.

Die einzige bekannte Zwergenfrau war Dís, die Tochter von Thráin II.

Heirat

Zwerge heiraten höchstens ein Mal in ihrem Leben, doch nicht einmal alle Zwergenfrauen heiraten. Dies liegt darin begründet, dass einige Zwerginnen nicht heiraten möchten, oder ihren Wunschpartner nicht bekommen, was für viele ein Grund dafür ist, überhaupt nicht zu heiraten. Ebenso lassen sich Zwergenfrauen nicht gegen ihren Willen verheiraten. Die Linie der Familie wird durch den Mann fortgesetzt, dem sich die Frau anschließt. Zwergenfrauen heiraten selten bevor sie 90 Jahre alt sind und haben nur wenig Kinder. Auch viele Zwergenmänner heiraten nicht, weil sie lieber ganz ihren Geschäften nachgehen.

Kinder

Ihren Kindern sind die Zwerge leidenschaftlich ergeben. Sie erziehen sie zwar recht streng, damit sie robust und unbeirrbar werden, verteidigen sie aber mit aller Macht gegenüber Feinden, da Eltern Angriffe auf ihre Kinder ernster als auf sich selbst nehmen. Auf der anderen Seite haben die Kinder die gleiche Einstellung gegenüber ihren Eltern. Jede Verletzung der Eltern wird von den Kindern vergolten.

Bevölkerungsrückgang

Wie die Elben, so sind auch die Zwerge im Dritten Zeitalter ein schwindendes Volk. Der Grund dafür liegt zum einen daran, dass es weitaus weniger Zwergenfrauen als -männer gibt, zum anderen an der geringen Anzahl an verheirateten Zwergen und die daraus resultierende geringe Kinderzahl.

Hintergrund

Im Ersten Zeitaler pflegen die Zwerge aus Belegost und Nogrod Handelsbeziehungen zu den Sindar und statten sie insbesondere mit Waffen und Rüstungen aus. Auch ihre architektonischen Fähigkeiten sind geschätzt, sowie ihr Kampffertigkeiten als Verbündete im Kampf gegen Morgoth. Dank ihrer Standhaftigkeit und ihren vortrefflich gearbeiteten Rüstungen und Masken können sie dem Wüten der Feuerdrachen als einzige in offener Feldschlacht widerstehen.

Nach dem Erwachen der Menschen sind die Zwerge noch vor den Elben das erste Volk, das in Kontakt mit den Menschen kommt. Die Spur dieses frühen Einflusses auf die Menschen lässt sich selbst in späteren Zeitaltern verfolgen, da viele Sprachen der Ostlinge mehr Ähnlichkeit mit der Sprache der Zwerge aufweisen, als mit den elbischen Sprachen.

Im Zweiten Zeitalter versucht Sauron sich die Zwergenkönige mit Hilfe der Ringe der Macht gefügig zu machen, doch gegen die legendäre Dickköpfigkeit der Zwerge kommen selbst seine magischen Kräfte nicht an. Durch die Macht der Ringe werden die Zwerge nur gieriger nach Reichtümern. Sie haben ansonsten keinen Einfluss auf die Zwerge. Weder machen die Ringe ihre Träger zu Geistern, noch verlängern oder verkürzen sie deren Leben. Aus diesem Grund hasst Sauron die Zwerge und versucht, die Ringe wiederzuerlangen. Nur drei kann er zurückzugewinnen; die anderen vier werden von Drachenfeuer zerstört.

Im Dritten Zeitalter zählen Drachen und Orks, aber auch verschiedene Gruppierungen von Menschen, zu den ärgsten Widersachern der Zwerge, nicht zuletzt, weil sie es auf die zwergischen Reichtümer abgesehen haben. Die Ermordung Thrórs in Khazad-dûm durch den Orkhäuptling Azog leitet einen Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen Zwergen und Orks ein. Nicht nur die Zwerge aus Durins Volk, sondern auch aus den übrigen Zwergenstämmen, beteiligen sich an dem Rachefeldzug, der in der verlustreichen Schlacht von Azanulbizar gipfelt.

Da außer über Durins Volk wenig über die Stämme der Zwerge bekannt ist, lassen sich keine weiteren allgemeingültigen Aussagen über die Zwerge treffen.

Von Durins Volk ist bekannt, dass es wiederkehrend Bündnisse und Freundschaften mit Elben und vor allem Menschen schließt. Gemeinsam mit den Wald-Elben aus Thranduils Reich und den Menschen von Thal besiegen sie Saurons Ork-Armee in der Schlacht der Fünf Heere. Unter König Dáin Eisenfuß kämpfen sie im Ringkrieg erneut an der Seite der Menschen von Thal mit großen Erfolg gegen die mit Sauron verbündeten Ostlinge.

Ob und inwieweit die Zwerge der übrigen Stämme Bündnisse mit den Menschen und Elben in ihrer Nachbarschaft schlossen, ist nicht bekannt. Ebenso ist ihre Rolle im Ringkrieg unklar. Dennoch liegt die Vermutung nahe, dass die Zwerge der anderen Stämme es denen von Durins Volk gleich taten. Ein Beweis dafür bleibt aber aus.

Sprache

Die Sprache der Zwerge ist das Khuzdul. Aule erdachte die Sprache und brachte sie den Vätern der Zwerge bei. Bis auf wenige Begriffe ist das Khuzdul weitgehend unbekannt. Die Zwerge bringen es nur selten anderen Völkern bei, zumal sie es ausschließlich zur Verständigung untereinander und als Gelehrtensprache gebrauchen. Zur Verständigung mit den Völkern in ihrer Nachbarschaft erlernen die Zwerge deren Sprache; dies eher aus praktischem Nutzen, denn aus sprachlichem Interesse vonseiten der Zwerge.

Um ihren Namen machen die Zwerge ein großes Geheimnis. Deswegen besitzen Zwerge zwei Namen; ihren wahren Khuzdul-Namen, den sie stets vor fremden Völkern geheim halten, und einen Namen in der mit ihren Nachbarn gemeinsam genutzten Sprache. Selbst auf ihren Grabsteinen stehen niemals ihre wirklichen zwergischen, sondern ihre öffentlich bekannten Name. Balins Grab in der Kammer von Mazarbul ist hierfür ein Beispiel.

Die Geheimniskrämerei um ihre wahren Namen mag einer Gründe dafür sein, dass die Zwerge schwer zu verzaubern sind und selbst die Ringe der Macht praktisch keine Wirkung an ihnen zeigen.

Schrift

Die Zwerge besitzen kein eigenes Buchstabenalphabet. Stattdessen verfügen sie über eine komplizierte und von ihnen streng geheim gehaltene piktographische bzw. ideographische Schrift. Lediglich die Zwergenstämme der Ered Luin und Durins Volk benutzen die Cirth, ein Runenalphabet der Sindar, das sich für Gravuren in Stein gut eignete. Doch obwohl Zwerge Gefallen an in Stein gearbeitete Inschriften finden, gebrauchen sie die ihnen geläufigen Schriften nur sehr wenig.

Bekannte Zwergenstädte

Zwergenstädte zeichnen sich durch riesige Höhlen und Hallen aus. Zudem siedelten die Zwerge nur in der Nähe von Bodenschätzen. Die drei bekanntesten Zwergenstädte sind Nogrod, Belegost und vor allem Khazad-dûm.

Weiterhin sind Zwergenhallen in Gundabad und im Erebor bekannt, sowie diverse Siedlungen in den Eisenbergen, den Ered Mithrin und den Blauen Bergen, darunter auch Thorins Hallen.

Nach dem Ringkrieg wird von Gimli ein kleines Reich in Aglarond gegründet.

Über die Zwergenstädte im Osten Mittelerdes ist nichts überliefert.

Zitate

Als den Gefährten in Lothlórien die Augen verbunden werden, weil Gimli sich weigert als einziger blind durch das Elbenreich zu gehen, beschwert sich Legolas über die berühmt-berüchtigte Sturheit der Zwerge:

“A plague on Dwarves and their stiff neck!—

—” J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Zweites Buch. Sechstes Kapitel: „Lothlórien“

„Zum Kuckuck mit den Zwergen und ihrer Halsstarrigkeit!“

Übersetzung: Margaret Carroux

Namen

  • Kinder von Aule
  • In ihrer eigenen Sprache bezeichnen sich die Zwerge als Khazâd.
  • Auf Sindarin werden die Zwerge Naugrim („die Kurzgewachsenen“) "der gebräuchlichste Name, insbesondere im Ersten Zeitalter" und Gonnhirrim („Herren der Steine“) genannt.
  • Auf Westron werden die Zwerge nargian, Singular narag- (?) genannt.

Sonstiges

  • Die Zwerge sind keine Kreation J. R. R Tolkiens, sondern stammen aus der nordischen und germanischen Mythenwelt. Deshalb spielen sie auch in den Volksmärchen, die im 19. Jahrhundert gesammelt wurden (z.B. durch die Gebrüder Grimm), eine große Rolle.
  • Im Roman Der kleine Hobbit spielen die Zwerge eine herausragende Rolle. Allerdings handelt es sich dabei vornehmlich um Zwerge aus Durins Volk.
  • Hinweise deuten darauf, dass die Zwerge als drittes Volk zu den Kindern Ilúvatars gezählt werden können. Im Gespräch mit Aule bezeichnet Ilúvatar die Zwerge als seine „angenommenen Kinder“. (Vgl. J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion. Quenta Silmarillion. II „Von Aule und Yavanna“.) Ebenso glauben die Zwerge selbst, dass Ilúvatar ihnen „einen Platz unter den Kindern gewähren“ wird. (Ibid.)
  • In einem Essay über Zwerge vermerkt Tolkien, dass die Wahrscheinlichkeit bestünde, dass die am weitesten östlich lebenden Zwergenstämme unter Morgoths Schatten gerieten und dem Bösen verfallen sein könnten. Wie es um die Zwergenstämme des nahen Ostens steht, bleibt in diesem Zusammenhang unklar.

Quellen

  • J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion. Herausgegeben von Christopher Tolkien. Übersetzt von Wolfgang Krege. Klett-Cotta, Stuttgart 1978. (Im Original erschienen 1977 unter dem Titel The Silmarillion.)
    • „Quenta Silmarillion“,
      • II „Von Aule und Yavanna“
      • X „Von den Sindar“
      • XXI „Von Túrin Turambar“
  • J. R. R. Tolkien: Der kleine Hobbit. Übersetzt von Walter Scherf. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1956. (Im Original erschienen 1937 unter dem Titel The Hobbit or There and Back Again.)
    • „passim“
  • J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Übersetzt von Margaret Carroux und Ebba-Margareta von Freymann. Klett-Cotta, Stuttgart 1969/1970. (Im Original erschienen 1954/55 unter dem Titel The Lord of the Rings.)
    • Zweites Buch, Viertes Kapitel: „Eine Wanderung im Dunkeln“
    • Anhänge und Register
      • Anhang A: Annalen der Könige und Herrscher. III „Durins Volk“
      • Anhang F: I) Sprachen und Völker des Dritten Zeitalters (4. Von anderen Rassen, d) „Zwerge“)
  • J. R. R. Tolkien: The Peoples of Middle-earth. Herausgegeben von Christopher Tolkien. HarperCollins
    • PART ONE: THE PROLOGUE AND APPENDICES TO THE LORD OF THE RINGS: "The Appendix of Languages"
      • PART TWO: LATE WRITINGS: „Of Dwarves and Men“