R.W. Champers

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Raymond Wilson Chambers (12. November 1874 – 23. April 1942) war ein britischer Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Universitätsprofessor und Bibliothekar, der sich unter anderem mit mittelalterlichen Texten wie Beowulf oder Widsith sowie insbesondere mit dem Leben des Thomas More beschäftigte.[1]

Biographisches[2]

Chambers wurde am 12. November 1874 in Staxton, North Yorkshire geboren. Er besuchte zunächst die Grocers' Company's School. Im Alter von 17 Jahren wechselte er an das University College London, an der er in Literaturwissenschaft und klassizistischer Poesie unterrichtet wurde. Im Jahr 1894 schloss er sein Studium mit einem Bachelor-Abschluss ab.

IIm Anschluss war er für fünf Jahre als Bibliothekar tätig, bevor er 1899 an das College in London zurückkehrte. Im Jahr 1902 schloss er sein Studium mit dem Master ab und wurde 1904 zum Assistenzprofessor ernannt. Des Weiteren war er von 1901 bis 1922 in der Bibliothek des Colleges tätig. Ab 1922 und später ab 1941 hatte er die Position des Quain Professor of English Language and Literature am University College London inne. [3]

In den Jahren zwischen 1900 und 1922 veröffentlichte er eine Reihe von Werken und etablierte sich als wichtiger Experte für altenglische Literatur.

Ab 1926 erweiterte er sein Forschungsspektrum zudem um William Shakespeare und Thomas More. Im Jahr 1935 veröffentlichte er eine Studie mit dem Titel "Thomas More". Im selben Jahr wurde er für diese mit dem James Tait Black Memorial Prize ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich durch die University of Edinburgh vergeben und gehört zu den wichtigsten Literaturpreisen des Vereinigten Königreichs.

Die wissenschaftliche Arbeit an Shakespeare und More stellte eine Erweiterung seiner Forschungsschwerpunkte dar, da er sich vorher nur mit altenglischer Literatur beschäftigt hatte. 1939 veröffentlichte er ein Sammelwerk von Essays, das auch Werke von Alfred Edward Housman enthielt.

1927 wurde er Mitglied (Fellow) der British Academy.

Chambers war zudem seit 1933 Präsident. Des Weiteren war er von 1938 bis 1942 Ehrendirektor der Early English Text Society. Im Jahr 1937 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.

R.W. Champers verstarb am 23. April 1942

Werke & Schriften Champers

  • The Authorship of “Piers Plowman”. University Press, Cambridge 1910, OCLC 774486238 (From the Modern Language Review, etc.).
  • Beowulf. An introduction to the study of the poem, with a discussion of the stories of Offa and Finn. University Press, Cambridge 1921, OCLC 811584387 (With a bibliography.).
  • Widsith. A study in old English heroic legend. Russell & Russell, New York 1965, OCLC 350835.
  • Thomas More, William Rastell, W. E Campbell, A. W Reed, Raymond Wilson Chambers, Walter Alfred George Doyle-Davidson: The English works of Sir Thomas More … 2 Bände. Eyre and Spottiswoode/ Lincoln Mac Veagh, London/ New York 1931, OCLC 2641853.
  • On the continuity of English prose from Alfred to More and his school. H. Milford, Oxford University Press, London 1932, OCLC 2668389.
  • Thomas More. Jonathan Cape, London / Toronto 1935, OCLC 249446914.
  • Thomas More: ein Staatsmann Heinrichs des Achten. J. Kösel, München / Kempten 1946, OCLC 643554605 (berechtigte Übertragung der 1935 bei Jonathan Cape, London, erschienenen Originalausgabe durch Wolfgang Rüttenauer).
  • The place of St Thomas More in English literature and history. Being a revision of a lecture delivered to the Thomas More Society. Haskell House, New York 1964

Champers & Tolkien

Chambers verband seit den frühen 1920er Jahren mit Tolkien sowohl die Arbeitswelt als auch eine Freundschaft. Dies bekundet Tolkien selbst in einem seiner Briefe: „Professor Chambers schreibt sehr enthusiastisch, aber er ist ein alter und gutherziger Freund“ (Brief 15)[4].

Auch im Arbeitskontext und im Kontext der Literatur gab es zahlreiche Berührungspunkte. Im Juli 1922 erklärte sich Tolkien bereit, Chambers "Beowulf: An Introduction to the Study of the Poem" für G. N. Clark, den Herausgeber des "English Historical Review", zu rezensieren. Darüber hinaus besaß Tolkien auch eine ganze Reihe Chambers Werke, wie er ebenfalls in einem Brief äußert: "Mein Dank für Ihr höchst willkommenes Buch ist überfällig. Meine Regale sind gut bestückt mit Ihren großzügigen Geschenken, aber ich glaube, es gibt zwei Studien in dem Band, die ich nicht besitze und nicht gelesen habe – leider! Noch nicht einmal in der Sammlung. Ich hatte es vor, aber ich zögere nicht länger, Ihnen zu danken, denn es wird noch eine Weile dauern, bis ich wieder etwas Vernünftiges lese."[5]

1922 erhielt Tolkien den Auftrag, den Jahresbericht Philology: General Works für das Magazin The year’s work in English studies zu verfassen. Er bittet Chambers um einen Beitrag und erhält einen Sonderdruck seiner Vorlesung Concerning certain great teachers of the English language. Die Lesung hielt er zum Antritt seiner Anstellung als Quainprofessor (Universitätstitel am University College benannt nach Richard Quain). [6] Der Bericht erschien in der Ausgabe IV Nr. 1 des Jahres 1924.[7]

Beide korrespondierten regelmäßig, wovon die erhaltenen Briefe im Nachlass Tolkiens zeugen. So erhielt Chambers beispielsweise ein noch unvollendetes Manuskript zu einem Gedicht über die Artussage mit dem Titel The Fall of Arthur zur Begutachtung. Wie aus einem Antwortbrief vom 9. Dezember 1934 hervorgeht, war Chambers davon derart begeistert, dass er ihm schrieb, Tolkien solle dieses Werk auf jeden Fall vollenden.[8] Ein anderes Beispiel ist der Brief von Tolkien vom 21. Dezember 1933, in dem er frohe Weihnachten und ein gutes Jahr 1934 wünscht. Er legt diesem zudem Illustrationen und eine Kalligraphie und ein selbstgeschriebenes Gedicht bei. Das aufwändig verzierte humoristische Gedicht trägt den Titel Doworst, das ein festes Cover als Einband hatte und in eine speziell angefertigte Schachtel verpackt war. Es hat einen Bezug zu den in Piers Plowman dargestellten drei Regeln, um zu Gott zu gelangen. (“Do well, do better, do best”)[9][10]

Im Juli 1922 stimmte Tolkien zu, eine Rezension für G. Clark, Herausgeber der „English Historical Review“, zu „Beowulf: An Introduction to the Study of the Poem“ von R.W. Chambers zu verfassen. Er machte zwar einige Notizen, aber entweder hat er die Aufgabe nicht abgeschlossen oder seine Rezension wurde nie veröffentlicht. Am 24. Mai 1932 erhält Tolkien von Chambers ein signiertes Exemplar seines Beowulfs (2. Edition) [11]

Champers in den Tolkien Briefen Tolkien

Champers und Tolkien standen wie gesagt im regelmäßigen und innigen Briefkontakt. Allerdings wurde in den bisher veröffentlichten Büchern zu den Briefen Tolkiens keiner der erhaltenen Briefe aufgenommen. In einem Brief am Mr. Furth vom 31. August 1937, erwähnt Tolkien ihn.

Dies ist Brief 15

Weitere Fakten

  • Champers war in seiner Funktion als Quain Professor of English Language and Literature, Universitäts College London Mitglied des Wahlausschusses zur Besetzung der Rawlinson und Bosworth-Professur. [12]
  • Zwischen 1933 und 1936 schreibt Tolkien verschiede Varianten von The Fall of Arthur. Eine der Variante lässt er auch Champers zukommen. Am 9. Dezember 1934 erhält Tolkien ein Brief von Champers, in dem er das Gedicht feiert und Tolkien ermutigt, es fertig zu schreiben.[13]
  • Als Tolkiens The Monsters and the Critics and Other Essays am 1. Juli 1937 erschien, erhielt u. a. Chambers ein persönliches Exemplar. 1937 verfasste Chambers über den Aufsatz eine Rezension. Auch vom Hobbit sollte er ein Exemplar erhalten [14]

Quellen


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  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Raymond_Wilson_Chambers
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Raymond_Wilson_Chambers
  3. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 218
  4. Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 31
  5. https://muse.jhu.edu/article/197444
  6. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 126
  7. https://academic.oup.com/ywes/issue/IV/1
  8. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 183, 191
  9. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 183, 191
  10. http://www.adm.monash.edu.au/records-archives/assets/docs/pdf/monash-review/1975-3.pdf
  11. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 128
  12. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 140
  13. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 178
  14. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 211, 213, 221