George Stuart Gordon

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George Stuart Gordon (1881–12. März 1942) war ein britischer Literaturwissenschaftler, Professor für English Literature in Leeds und ein Arbeitskollege von Tolkien.[1]

Biographisches

Gordon studierte an der Universität Glasgow an dem er Schüler von Walter Raleigh, dem Professor für Englische Literatur, war. Zudem studierte er am Oriel College in Oxford, an dem er 1904 einen Abschluss mit Auszeichnung in klassischer Rhetorik, 1906 in Literae Humaniores und 1905 den Stanhope-Preis erhielt. Er verbrachte ein Jahr in Paris, um seine Kenntnisse der modernen Geschichte und Politik zu vertiefen. 1907 wurde er, obwohl nach wie vor als Anfänger auf diesem Gebiet einzustufen war, in ein Preisstipendium für englische Literatur am Magdalen College in Oxford gewählt (wohin Raleigh umgezogen war). Von 1907 bis 1915 waren sie nun Studienkollege am Magdalen College in Oxford.[2]

1913 wurde er Professor für englische Sprache und Literatur an der Universität Leeds. Die Stelle wurde ihm angeboten, um das Programm der englischen Studien zu entwickeln, aber der Kriegsdienst verschob seine Initiativen bis Mitte 1919. Danach widmete er sich der Aufgabe, indem er den englischen Lehrstuhl in Leeds nach dem Vorbild der Universität Oxford umgestaltete und ein kleines, aber hervorragende Team zusammenstellte. Zu diesem Zeitpunkt war Gordon nicht nur "Gott einer eigener Abteilung", sondern auch Dekan der Fakultät, Vorsitzender des Kunstausschusses, Mitglied des Rates, leitender Offizier des Offiziersausbildungskorps und Präsident der Vereinigung der Universitätslehrer.[3]

1922 kehrte er als Merton Professor für Englische Literatur nach Oxford zurück und löste damit Raleigh ab. Seine Nachfolge tritt Lascelles Abercrombe an.

Im Jahr 1928 wurde er Präsident des Magdalen College und gab den Merton-Lehrstuhl auf. 1933 wurde er Professor für Poesie und fungierte von 1938 bis 1941 auch als Vizekanzler der Universität.

Die Summe seiner Gelegenheitsveröffentlichungen ist beachtlich, und sie sind ein Indiz für die Bandbreite seines Wissens und den Umfang seines Denkens (Dictionary of National Biography 1941-1950, S. 308). Gordons Frau Mary erklärte, dass die Neugier seines Geistes, der immer offen für neue literarische oder wissenschaftliche Unternehmungen war, die grenzenlose Vielfalt seiner Interessen und die Zunahme seiner administrativen Aufgaben seine Pläne für seine "oeuvres de longue haleine" durchkreuzten. Er sah sich daher veranlasst, sich in Essays und Aufsätzen auszudrücken, die er aus einem besonderen Anlass schrieb" (Vorwort zu George S. Gor don, The Discipline of Letters (1946), S. v).

Er schrieb über eine Reihe von Autoren von Shakespeare und Charles Lamb bis Andrew Lang und Robert Bridges. Ab 1922 arbeitete er mehrere Jahre lang zusammen mit Tolkien an einem Buch mit Auszügen aus Chaucer für die Oxford University Press, das schließlich aufgegeben wurde (näheres s. u.).

Am 26. April 1922 schrieb Gordon an seinen Freund David Nichol Smith: "Ich bin in der Tat voll von Plänen: Ich wünschte, ich wäre voller Leistung. Nichts kann meinen Geist von der Arbeit abhalten - aber diese leeren Intervalle, in denen lange erdachte Pläne auf den Amboss gelegt und zu Ende gehämmert werden - die bekomme ich hier [in Leeds] fast nie (The Letters of George S. Gordon, 1902-1942, S. 150).[4]

Am 29. Oktober formuliert Gordon einen Brief an David Nichol Smith, in dem er Möglichkeiten erörtert, den Tolkien-empfohlenen B.Litt.-Studenten E.V. Gordon als Mitarbeiter an der Leeds English School zu gewinnen, um eine der zwei vakanten Stellen zu besetzen.[5]

Gordon stirbt am 12. März 1942 [6]

Werke[7]

  • Henry Peacham's The Compleat Gentleman (1906) editor
  • English Literature and the Classics (1912) editor, contribution on Theophrastus
  • Mons and the Retreat (1917)[7]
  • Medium Aevum and the Middle Age (1925) Society for Pure English Tract 19
  • Richard II (Shakespeare) (1925) editor
  • On writing and writers, Walter Alexander Raleigh (1926) editor
  • Companionable Books (1927)
  • Shakespeare's English (1928) Society for Pure English Tract 29
  • Anglo-American Literary Relations (1942)
  • The Letters of G. S. Gordon, 1902-1942 (Oxford University Press, 1943)
  • Shakespearian Comedy and other studies (1945)
  • The Discipline of Letters (1946)
  • Robert Bridges (1946) Rede Lecture
  • More Companionable Books (1947)
  • The Lives of Authors (1950)

Gordon und Clarendon Chaucer

„Clarendon Chaucer“ war der Arbeitstitel einer von Tolkien für die Clarendon Press herausgegebenen, jedoch nie fertiggestellten Ausgabe der Werke Geoffrey Chaucers (ein Manuskript deutet darauf hin, dass Ausgewählte Werke von Geoffrey Chaucer als Titel für die Veröffentlichung vorgesehen gewesen sein könnte).[8][9]

George Gordon arbeitete während seiner Zeit an der Universität Leeds mit Tolkien unter der Leitung von Kenneth Sisam an der Ausgabe.

Wayne G. Hammond und Christina Scull haben festgestellt, dass die Existenz des „Clarendon Chaucer“ vor der Veröffentlichung ihres Buches The J.R.R. Tolkien Companion and Guide (2006) weitgehend unbekannt war. Im Jahr 2019 wurde John M. Bowers' Buch Tolkien's Lost Chaucer veröffentlicht, das viele, aber nicht alle Materialien aus diesem aufgegebenen Projekt enthält.[10][11]

Gordon und Tolkien

Im Juni 1920 reiste Tolkien nach Leeds, um dort die Möglichkeit eines Engagements als Englischdozent an der Universität Leeds zu erörtern. Auf dem Weg dorthin traf er auf Gordon, der zu diesem Zeitpunkt eine Professur für Englisch an der Universität Leeds innehatte. Im Juli fand ein gemeinsames Mittagessen in Oxford statt.[12]

Wie Tolkien später schrieb, begannen Gordons Freundlichkeit und Ermutigung bei dieser ersten Begegnung:

"Er rettete mich aus dem kargen Wartesaal (am Bahnhof) und nahm mich mit zu sich nach Hause. Ich erinnere mich, dass wir in der Straßenbahn über Raleigh sprachen. Als verklemmter junger Philologe hielt ich in der Tat nicht viel von Raleigh - er war natürlich kein guter Redner; aber ein freundlicher Geist veranlasste mich zu sagen, dass er olympisch sei. Es ging gut, obwohl ich eigentlich nur meinte, dass er anmutig auf einer hohen Ross über meiner Kritik thronte. Ich hatte außerordentliches Glück, und wenn ich so von mir selbst spreche, anstatt direkt und unpersönlich von Gordon, dann deshalb, weil mein erstes Gefühl und mein erster Gedanke an ihn immer die persönliche Dankbarkeit ist, die eines Freundes und nicht die einer akademischen Figur. Es kommt an Universitäten nicht oft vor, dass sich ein Professor um die häuslichen Schwierigkeiten eines neuen Studenten in seinen Zwanzigern kümmert, aber G. tat es. Er fand selbst Zimmer für mich und ließ mich in seinem Privatzimmer an der Universität wohnen: Ich glaube nicht, dass meine Erfahrung etwas Besonderes war. Er war der wahre Meister der Menschen. Jeder, der unter ihm arbeitete, konnte sehen (oder zumindest vermuten), dass er einige Seiten seiner eigenen Arbeit vernachlässigte: vor allem das Finden; die Art von halbgaren Forschungen und langweiligen Diplomarbeiten, die von den ernsthaft denkenden, aber halbgebildeten Jägern des M.A., von denen es viel zu viel gab, eine Überdrüssigkeit, vor der er sich manchmal in die Flucht schlug. Doch er schuf keine miserable kleine Abteilung", sondern ein Team. Ein Team, das nicht nur von einem abteilungsspezifischen Korpsgeist beseelt war und entschlossen war, 'Englisch' an die Spitze der Kunstabteilungen zu setzen, sondern auch von einem missionarischen Eifer...- [Briefentwurf an R. W. Chapman, 26. November 1941, Briefe, PP. 56-7)"[13][14]

Am 4. Oktober 1920 beginnen sie gemeinsam ihr erstes Semester an der Universität Leeds. S. Gordon, der kurz vorher aus dem Militärdienst ausgeschieden ist, übernimmt die Überarbeitung des Lehrplans für Englisch in Leeds. Er übernimmt den Lehrplan von Oxford, der den Studenten spezielle Kurse in mittelalterlicher englischer Sprache und Literatur oder "post-Chaucer" Literatur ermöglicht. Man hat Gordon dabei freie Hand gelassen, was wiederum Tolkien die Freiheit gibt, die sprachliche Seite der Schule zu entwickeln. Später wird Gordon sich daran erinnern, dass Tolkien mit nur fünf Sprachwissenschaftlern unter den mehr als sechzig Ehrenstudenten des zweiten und dritten Jahrgangs begann.[15]

Nach seinem Stellenwechsel von Gordon setzten die beiden ihre berufliche Zusammenarbeit fort. Einerseits führten sie weiterhin inhaltliche Diskussionen über die Chaucer-Literatur, andererseits war Gordon weiterhin als externer Prüfer in Leeds tätig. Des Weiteren stand Gordon über die Chaucer-Literatur auch in brieflichem Kontakt mit dem gemeinsamen Bekannten Kenneth Sisam. [16] Des Weiteren werden die beiden mehrfach in dieselben Gremien berufen und nehmen gemeinsam die Examensprüfungen ab, u a. von Margaret Hall.[17]

Im Jahr 1925 lobte Gordon seinen ehemaligen Kollegen Tolkien zur Unterstützung seiner Bewerbung um die Rawlinson und Bosworth-Professur in Oxford: "Ich kann nicht behaupten, ein fachkundiger Kritiker von Herrn Tolkiens veröffentlichtem Werk zu sein; aber etwas von seiner seltenen Qualität ist auch für andere als Experten erkennbar. Es ist ebenso gewissenhaft wie originell, und es ist immer lebendig..... Es gibt keinen philologischen (oder literarischen) Gelehrten seiner Generation, von dem ich so viel gelernt habe, mit dem ich glücklicher zusammengearbeitet habe oder von dem man meiner Meinung nach noch größere Dinge erwarten kann."

Nach Tolkiens Rückkehr nach Oxford arbeitete er und Gordon eng an der Oxford English School zusammen und nahmen gemeinsam zahlreichen Prüfungen ab. Beide waren Mitglieder der Kolbìtar und Gordon war einer von mehreren Freunden, denen Tolkien bei der Veröffentlichung ein Exemplar von Der Hobbit schenkte.[18]

Gordon in den Tolkien Briefen

Tolkien erwähnt Gordon in folgenden Briefen:

Links

Quellen

  1. https://en.wikipedia.org/wiki/George_Stuart_Gordon
  2. https://en.wikipedia.org/wiki/George_Stuart_Gordon
  3. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 466ff
  4. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 466ff
  5. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 125
  6. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) 270
  7. https://en.wikipedia.org/wiki/George_Stuart_Gordon
  8. https://tolkienlibrary.com/press/wayne-hammond-christina-scull-interview.php
  9. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017)
  10. https://tolkienlibrary.com/press/wayne-hammond-christina-scull-interview.php
  11. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017)
  12. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 120, 121
  13. Humphrey Carpenter, The letters of J. R. R. Tolkien - revised and expanded Edition; Briefe, 1. englische Auflage, HarperCollinsPublisher 2023, S. 76-79
  14. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 466ff
  15. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 122
  16. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 130, 131, 134, 136
  17. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 148
  18. Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 469