Lord David Cecil
Lord Edward Christian David Gascoyne-Cecil (9. April 1902 – 1. Januar 1986) war ein englischer Aristokrat, Literaturwissenschaftler, Biograf und Akademiker. Er trug den Titel „Lord“ aus Höflichkeit, da er der jüngere Sohn eines Marquis war. [1][2][3]
Biographisches
David Cecil wurde in London, England geboren und stammt aus der Adelsfamilie Cecil und war das vierte und jüngste Kind des James Gascoyne-Cecil, 4. Marquess of Salisbury, aus dessen Ehe mit Lady Cicely Gore, Tochter des Arthur Gore, 5. Earl of Arran.[4]
Cecil war ein zartes Kind, das im Alter von 8 Jahren an einer tuberkulösen Drüse im Nacken litt, und nach einer Operation verbrachte er viel Zeit im Bett, in dem er seine Liebe zum Lesen entdeckte. Aufgrund seiner schwachen Gesundheit schickten ihn seine Eltern später als andere Jungen auf das Eton College.[5]
In den 1920er Jahren schloss Cecil eine Freundschaft mit der gesellschaftlichen Gastgeberin Lady Ottoline Morrell und verbrachte Zeit in ihrem Landhaus Garsington Manor im Dorf Garsington in der Nähe von Oxford.[6]
Nach dem Besuch des Eton College ging Cecil in Oxford und studierte am Christ Church der University of Oxford und war nach Beendigung des Studiums zwischen 1924 und 1930 Fellow am Wadham College und New College (1939–69) und wurde danach Honorary Fellow.
1932 heiratete Cecil Rachel MacCarthy, die Tochter des Literaturjournalisten Sir Desmond MacCarthy. Sie hatten drei Kinder – den Schauspieler Jonathan Hugh, Hugh Peniston, Schauspieler, Historiker und Journalisten und Alice Laura, Literaturagentin. [7] Im Juni 1938 wurde er zwar von seinem Lehrstuhl für Poesie entlassen, aber er wurde umgehend zum Fellow in Englischer Literatur ernannt. Als David Nichol Smith 1946 als Merton-Professor für Englische Literatur in den Ruhestand ging, war Tolkien der Meinung, dass der Lehrstuhl entweder an C.S. Lewis oder an David Cecil gehen sollte. Tolkien schrieb Stanley Unwinseine Meinung dazu am 21. Juli 1946: "Ich bin als Merton-Professor für englische Sprache und Literatur nach Merton gezogen: Professor Wrenn vom King's College in London kommt im Oktober, um mir die angelsächsische Sprache abzunehmen; und wir stehen kurz davor, einen weiteren Merton-Professor (für moderne Literatur) zu wählen. Es sollte C. S. Lewis sein, oder vielleicht Lord David Cecil, aber man weiß ja nie."[8][9] Tatsächlich ging der Lehrstuhl an E.P. Wilson. Cecil hingegen wurde 1948 der erste Goldsmith-Professor für Englische Literatur.[10] Davor folgte Cecil hingegen 1947 zunächst den Ruf auf eine Professur für Rhetorik am Gresham College an, wechselte dann 1948 als besagter Goldsmiths-Professor für englische Literatur an der University Oxford und lehrte dort bis 1970.[11]
1969 wurde Cecil in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
Eine eigene literarische Würdigung erhielt er in den 1990 veröffentlichten Memoiren Best Friends des Schriftstellers Julian Fane.
Cecil starb am 1. Januar 1986 in Cranborne, Dorset. Sein Grab befindet sich auf dem St. Etheldreda Friedhof in Hatfield, Hertfordshire.[12][13]
Seine literarisches Wirken
Zu Cecils Themen für biografische Werke gehörten der Dichter William Cowper (The Stricken Deer, 1929), Jane Austen (1935), Lord Melbourne (The Young Melbourne, 1939), Hardy, der Romancier (1943), die Briefschreiberin Dorothy Osborne aus dem 17. Jahrhundert, der Dichter Thomas Gray (Two Quiet Lives, 1948) und der Schriftsteller und Karikaturist Sir Max Beerbohm (Max, 1964). Library Looking-glass (1975) war eine persönliche Anthologie, die seine intellektuelle Geschichte nachzeichnete.
Bereits während der Tätigkeiten am Christ Church verfasste er unter dem Titel The Stricken Deer: or The Life of Cowper die Biografie über den Dichter William Cowper, für die er 1929 den Hawthornden-Preis sowie den James Tait Black Memorial Prize erhielt.
Sein bedeutendstes Werk war allerdings die 1978 veröffentlichte Biografie von Jane Austen.
Als Schriftsteller und Biograf verband Cecil gelehrte Akkuratesse mit dem Eleganz des Sprachstils und wurde weitgehend gewürdigt für sein instinktives Gespür für die eine vom städtischen Stil geprägte Erzähltechnik. Durch die Vermeidung des Komplexen und Abstrakten hielt er seine Arbeiten stets eng zur Handlung und in Beziehung zu den beteiligten Charakteren, so dass seine nicht unbedingt originellen Werke stets frisch und lesbar waren.[14][15][16]
Cecil und Tolkien
Tolkien und Cecil treffen sich regelmäßig. Und zwar nicht nur beruflich, sondern auch, weil sie sich in verschiedenen Komitees und Gesellschaften engagieren. Außerdem treffen sie sich bei informellen Treffen wie den Inklings oder Mitgliedschaften im Dining Club Ad Eundem. Diesem gehörten auch die Inklings Nevill Coghill und Geoffrey Mure an. 1939 wird Cecil in die Reihen der The Society aufgenommen, in der auch Tolkien Mitglied ist. Am 25. Januar 1942 ist Cecil Gastgeber der The Society in den Räumlichkeiten des New College. Tolkien nimmt an diesem Dinner ebenfalls teil.[17]
Am 25. Januar 1942 lädt Cecil zu einem Treffen der The Society im Common Room des New College Oxford ein. Weitere Treffen, an mit Cecil als Gastgeber sind u.a. am 12. Juni 1948 und 10.6.1966 dokumentiert.[18] Spätestens ab 1947 war Cecil auch Mitglied der Inklings. Vom Treffen am 11. März 1948 wird berichtet: "Dr. Warfield M. Firor aus Baltimore hat C.S. Lewis einen Schinken geschickt, und Lewis hat ein Abendessen für acht Personen organisiert: Sherry, Suppe, Seezungenfilet, den Schinken und Pastete als herzhafte Beilage. Tolkien und Hugo Dyson steuern Flaschen eines Burgunders von 1923 vom Mert College bei, und David Cecil steuert zwei Flaschen Portwein bei."[19]
Im Mai 1946 wird Cecil gemeinsam mit Dorothy Whitlock vom English Faculty Board, dem Tolkien vorsteht, Lehraufträge für fünf Jahre verliehen.[20] Unter der Leitung von Tolkien nimmt Cecil als Prüfer regelmäßig mit anderen Kollegen die The Final Honour School Examinations ab.[21] 1956 stattete Tolkien der Familie Cecil einen Besuch ab, wobei er nicht vom Vater, sondern von Hugh Cecil, dem Sohn, empfangen wurde. Dieser ist ein großer Fan von Tolkiens Werk Der Herr der Ringe und Tolkien signiert ihm dessen Ausgabe. Auf die Inspirationsquellen für das Buch angesprochen, meinte Tolkien, dass dies vor allem nordische und germanische Legenden, darunter Siegfried und Kalevala, waren.[22]
David Cecil in den Tolkien Briefen
Cecil wird in folgenden Briefen erwähnt:
Links
- [https://de.wikipedia.org/wiki/David_Cecil_(Schriftsteller)%7C Wikipediaeintrag: David Cecil (Schriftsteller)
- Liliums' Compentium: Artikel über Cecil mit zahlreichen Fotos
- Deutsche Nationalbibliothek: Bücherbebstand zu David Cecil
- ↑ https://tolkiengateway.net/wiki/Lord_David_Cecil
- ↑ https://tolkiengateway.net/wiki/Lord_David_Cecil
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Lord-David-Cecil
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Lord-David-Cecil
- ↑ https://www.liliums-compendium.co.uk/post/lord-david-cecil-muses-the-beau-monde
- ↑ https://www.liliums-compendium.co.uk/post/lord-david-cecil-muses-the-beau-monde
- ↑ https://www.liliums-compendium.co.uk/post/lord-david-cecil-muses-the-beau-monde
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Lord-David-Cecil
- ↑ Humphrey Carpenter, The letters of J. R. R. Tolkien - revised and expanded Edition; Briefe, 1. englische Auflage, HarperCollinsPublisher 2023, S. 170
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Reader's Guide Part I A - M, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 213
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Lord-David-Cecil
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Lord-David-Cecil
- ↑ https://de.findagrave.com/memorial/209561983/edward_christian_david-gascoyne-cecil
- ↑ https://www.liliums-compendium.co.uk/post/lord-david-cecil-muses-the-beau-monde
- ↑ https://www.britannica.com/biography/Lord-David-Cecil
- ↑ https://de.findagrave.com/memorial/209561983/edward_christian_david-gascoyne-cecil
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S 248, 269,
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 353, 700
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 343, 350
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S 319
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) S. 407, 422
- ↑ Wayne G. Hammond, Christina Scull und J. R. R. Tolkien: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide (Boxed Set) - Chronology, Harper Collins Publ. UK; Revised and expanded edition (2. November 2017) 509